Bildung Hochschule Niederrhein ordnet Ingenieurswissenschaften neu

Krefeld · Präsident Thomas Grünewald hat sich für die letzten Monate seiner Amtszeit noch eine große Aufgabe auferlegt. Die Ingenieurswissenschaften sollen umstrukturiert werden, um wieder mehr Bewerber zu erhalten.

Präsident Thomas Grünewald will der Person, die ihm folgt, eine gut aufgestellte Hochschule Niederrhein hinterlassen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die Hochschule Niederrhein erfindet sich seit einigen Jahren immer wieder neu, legt mit Erfolg neue Studiengänge auf, generiert damit neue Studierende, ist somit wieder auf Wachstumskurs. Derzeit liegt sie nur noch knapp unter der Zielmarke von 14 000 Studierenden. Das freut Präsident Thomas Grünewald, der sich für die letzten Monate seiner Amtszeit eine weitere Neuausrichtung vorgenommen hat. Die klassischen ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge sollen durch neue ersetzt werden. Solche, in denen der Schwerpunkt erst später gewählt wird. „Wir schreiben letztmalig im laufenden Jahr in die bestehenden Studienprogramme ein und werden diese beginnend mit dem Jahr 2026 durch eine neue Generation ersetzen“, erklärt Grünewald. Dann werde es nur noch zwei Programme geben. Sie sollen einen breiteren Zugang zum Thema Technik bieten.

Noch tragen die beiden Studiengänge, an denen seit drei Jahren gearbeitet wird, Arbeitstitel. Einer heißt derzeit schlicht „Engineering“. „Dort wird nicht schon mit der Einschreibung die Frage gestellt, ob der Schwerpunkt Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Mechatronik, Maschinenbau oder etwas anderes sein soll. Diese Frage wollen wir später, nach einer ersten Studieneingangsphase, in der die Studierenden über Projekte lernen, was Ingenieure im Arbeitsalltag machen“, beschreibt Grünewald die Grundidee. Auf diese Weise sollen die Studierenden erste Kompetenzen und ein erstes Wissen über Engineering erlernen, danach könne die Spezialisierungsfrage qualifizierter getroffen werden.

Hochschule rechnet mit Kürzungen von Landesmitteln

Parallel zu diesem Studiengang wird einen weiteren generalistischen Studiengang geben, der sich den Nachhaltigkeitswissenschaften widmet. „Uns trägt dabei die Überzeugung, dass Studierende jeglicher Fachrichtung heute als Schlüsselkompetenz lernen müssen, Methoden und Denkweisen nachhaltigen Handelns zu beherrschen“, sagt Grünewald und nennt als eine von mehreren Vertiefungsmöglichkeiten die Energietechnik, die schon allein aufgrund der Kooperation im SWK E2 sinnvoll sei.

Wichtig ist dem Hochschul-Präsidenten, dabei zu betonen, dass man nur andere Wege in der Lehre einschlagen, nicht aber aus den ingenieurwissenschaftlichen Fächern herausgehen wolle. „Wir halten sie volkswirtschaftlich für erforderlich und brauchen auch für die Fachkräftesicherung in der Region mit ihrer teilweise industriellen und mittelständischen Struktur künftig Elektroingenieure und Maschinenbaufachleute.“

Die Umstrukturierung der Studienausrichtungen hat derweil auch Auswirkungen auf die Organisation in der hochschuleigenen Verwaltung: Die wissenschaftlichen Disziplinen, die künftig im Engineering zu finden sind, also Maschinenbau, Elektrotechnik, Mechatronik und Verfahrenstechnik, werden in einem gemeinsamen Fachbereich integriert. Personal soll auf diese Weise nicht eingespart werden. „Wir haben die Entscheidung für den Umbau bewusst verknüpft damit, dass wir über die Einsparungen, zu denen uns jetzt der Landeshaushalt zwingt, hinaus hier nicht weitere Einsparungen durchführen. Sondern wir belassen die Ressourcen, die wir drin haben, auch im System, damit diese Teams die Chance haben, ihr Erfolgsversprechen einzulösen, also in der Zukunft wieder mehr Studierende zu gewinnen.“ Wenn dies nicht gelänge, müsse man über weitere Einsparungen nachdenken. Grundsätzlich bereitet sich das Hochschul-Präsidium darauf vor, im Rahmen der Hochschul-Finanzierungsdebatte rund fünf Prozent der Landesförderung zu verlieren. Damit gingen rund fünf Millionen Euro verloren.

Man habe sich allerdings schon seit geraumer Zeit auf einen solchen Fall vorbereitet und entsprechend frühzeitig nach Einsparpotenzialen gesucht. „Es gab eine erste Einsparwelle, in der wir seit 2022 zwei Millionen Euro pro Jahr eingespart haben. Und seit 2023 sparen wir zusätzlich weitere 1,5 Millionen Euro pro Jahr ein“, berichtet Grünewald. Möglich sei das durch teilweise Einschränkungen bei Personal-, Sach- und Bewirtschaftungskosten. Zudem habe jeder Fachbereich individuell mit der Hochschulleitung einen Mix vereinbart, seinen Einsparbeitrag zum Konsolidierungsprogramm der Hochschule beizutragen.