Karl der Riese lässt Ludwigsburg vom Coup träumen

Ludwigsburg (dpa) - Ende April hatte Coby Karl vom Bundesligisten MHP Riesen Ludwigsburg Besuch aus den USA. Eine Woche lang weilte sein Vater, die NBA-Trainerlegende George Karl, in Deutschland.

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Papa Karl, wegen seiner Erfolge mit den Denver Nuggets vergangene Saison zum Trainer des Jahres gewählt, brachte Geschichten der Verwandtschaft - und nahm die Story von Cobys Heldenrolle in dessen neuer Basketball-Familie mit nach Hause.

Drei Ludwigsburger Spiele sah George Karl und erlebte dabei zweimal, wie sein Sohn mit überragenden Leistungen die Riesen zu Heimsiegen gegen Würzburg und Hagen und damit letztlich auch in die Playoffs führte. Nur im Spiel bei Tabellenführer Bayern München hatten die Schwaben mit Coby Karl nichts zu bestellen. Für Platz acht und die erste Playoff-Teilnahme seit 2007 reichte es dennoch - dabei waren die Ludwigsburger noch im Vorjahr sportlich abgestiegen und nur aufgrund einer Wildcard in der BBL verblieben. Erfolgsgaranten in dieser Saison waren nun auch und gerade die Sprösslinge der NBA-Größen George Karl und „Dream Team“-Mitglied Michael Stockton. Dessen Sohn Michael ist in Ludwigsburg Kapitän.

Dass das Team zwei Wochen nach der 67:92-Niederlage in München in der ersten Playoff-Runde am Samstag erneut auf den Titelanwärter trifft, ist aber vor allem der Verdienst von Karl, dem Riesen. „Er ist der Leader auf und außerhalb des Spielfeldes und hat dem Team Stabilität gegeben“, lobt Trainer John Patrick den 30 Jahre alten und 1,96 Meter großen Small Forward.

Kurz vor Weihnachten verpflichteten die Ludwigsburger den früheren NBA-Profi (Los Angeles Lakers, Cleveland Cavaliers, Golden State Warriors), der sich auch schon in Spanien und Italien verdingte. Mit einem Schnitt von 12,4 Punkten und 4,1 Assists pro Spiel avancierte der Neuzugang zum effektivsten „Riesen“. Karl, der wegen seiner Vielseitigkeit auch als „Multi-Tool“ bezeichnet wird, reicht die Lorbeeren weiter: „Man hat es mir sehr leicht gemacht. Jeder hilft hier jedem.“

Die Einer-für-alle-Mentalität stimmt Coby Karl vor den am Samstag in München beginnenden Best-of-five-Duellen des schwäbischen David gegen den bayrischen Goliath auch optimistisch. „Als Mannschaft müssen wir niemanden fürchten. Wir sind eine gute Einheit und ein echtes Team“, sagt Karl und betont: „Jede Serie geht bei 0:0 los. Auf dem Feld spielt keine Rolle, von welcher Platzierung aus man in die Playoffs geht.“ Dass sogar der Neunte der Punktrunde Meister werden kann, hat gerade der ERC Ingolstadt im Eishockey bewiesen.

„Ich erwarte gute Spiele gegen München. In der Mannschaft herrscht viel positive Energie“, sagt Trainer Patrick. In den Playoffs gebe es „immer wieder Überraschungen. Einzelne Spieler rücken plötzlich in den Fokus und haben eine Leistungsexplosion. Aber auch ganze Mannschaften schaffen es, immer wieder zu überraschen.“

So wie vor einem Jahr die Golden State Warriors, die als Sechster der Western Conference in Playoff-Runde eins auf die von George Karl zum historischen Bestwert geführten Denver Nuggets trafen. Der Außenseiter setzte sich durch, Karl senior wurde danach entlassen. Für seinen Sohn sollen die Playoffs besser enden.