Sitzungskarneval in Neuss Ein närrischer Start in die Session
Holzheim · Holzheim kann Sitzungskarneval: Neben den eigenen Tanzgarden sorgten Bernd Stelter, die Bläck Fööss und der RTL-Comedy-Grand-Prix-Gewinner Torsten Bär für einen närrischen Sessionsauftakt.
Holzheim kann Sitzungskarneval. Am Samstagabend traten in der Mehrzweckhalle unter anderem Bernd Stelter und die Bläck Fööss auf. Rund 400 Karnevalsfreunde waren bereit gewesen, 35 Euro Eintritt zu bezahlen, um sich das hochkarätige Programm nicht entgehen zu lassen.
Was die Holzheimer nicht haben, wieder nicht, ist ein Prinzenpaar. Da halfen die Nachbarn aus Grefrath aus. Prinz Philipp schien sich in Holzheim wohlzufühlen. Der Elferrat genoss die Aussicht auf einen voll besetzten Saal. Die allermeisten Närrinnen und Narren waren kostümiert.
Zwei Monate vor der vorgezogenen Bundestagswahl spielte die Politik auch immer wieder eine Rolle. Hoppeditz David Hilgers rechnete in Reimform mit der Ampelkoalition ab. Er verteilte seine Kritik gerecht auf alle drei betroffenen Parteien. „Der Saal ist prall gefüllt und ziemlich voll, das freut den Hoppeditz ganz doll“, erklärte David Hilgers. Für einen Moment stand anschließend das Sommerbrauchtum im Mittelpunkt. Bei den beiden Leichtmatrosen, die da geehrt wurden handelte es sich um Schützenkönig Jens Hoffmann und seinen Ehemann Niklaas. Zwischendurch sorgten die eigenen Tanzgarden wie die „Höppepänz“ oder die Höppeteens für Stimmung. Dass sie ziemlich zu Beginn der Session schon so tolle Leistungen bringen, mag auch an der langjährigen Trainerin Manuela Hamacher liegen, die gerne als „beste Trainerin aller Zeiten“ bezeichnet wird, eine Frau mit Kult-Status. Zu vorgerückter Stunde schwangen auch etliche Männer des Elferrats das Tanzbein. Es war eine Mitmach-Aktion. Im Vorteil waren alle, die den „Ententanz“ noch drauf hatten. Manfred Brendel führte wie immer durch“s Programm. Unter anderem kündigte er den Bauchredner Tim Becker an. Der kam mit einem sprechenden Plüsch-Donut. Der Donut lästerte über den Donald: „Donald Trump ist wie ein Donut: Außen fettig, innen hohl. Und orange ist er auch noch.“ „Wer wollte da nicht lachen? Wie heißt ein Donut bei den Weightwatchers? „Eine Million Punkte.“ Wie nebenbei haute Tim Becker freche Witze raus wie diesen: „Mama, war ich ein Wunschkind?“ „Am Anfang ja.“
Später verlieh er einem Stoffkaninchen mit Berufserfahrung als Versuchskaninchen seine Stimme. Manfred Brendel kündigte Torsten Bär als „Rampensau“ an. Der Gewinner des RTL-Comedy-Grand Prix sollte seinem Ruf gerecht werden. Irre, was er für einen Schwachsinn raushaute, einen lustigen Schwachsinn, versteht sich. Er erzählte von seiner Kindheit. Als Junge mit zwei linken Händen hatte ihn sein Vater nur zum Halten irgendwelcher Dinge beim Werkeln benutzt. Er glaubte irgendwann, „Haltma“ zu heißen: „Ich war so hilfreich wie ein Specht mit einem Gummischnabel“, stellte er rückblickend fest. Was das Publikum sonst noch so erfuhr: „Lieferando ist keine Fitness-App.“ Und: „Für Reiner Calmund ist jedes Steak unter 600 Gramm Carpaccio.“ Eine Wodka-Diät beschrieb er so: „Sie verlieren zwei Tage in einer Woche.“ Während Torsten Bär noch die Lachmuskeln der Narren strapazierte, war hinten in der Halle schon ein dunkel gekleideter Mann zu sehen: Bernd Stelter. Er war für die ruhigeren Töne zuständig und für die eine oder andere Lebensweisheit gut. Da er fast tagesaktuell war, kam natürlich auch das Ampel-Aus vor. Der Ampel sei es ja immerhin gelungen, durchzusetzen, dass der Verschluss von Flaschen an den Flaschen dranbleibt. Bernd Stelter bediente sich der Melodie von Mike Krüger, der den Nippel einst durch die Lasche gezogen hatte und reimte wie folgt: „Zwischen Flaschenhals und Deckel ist ein Nippel angebracht, wer hat sich diesen Scheiß nur ausgedacht.“ Nicht kleckern, sondern klotzen, könnte das Motto bei der Zusammenstellung des Programms gelautet haben. Andrea Krüll war es sogar gelungen, die Bläck Fööss zu engagieren. „Früher hat unsere Sitzung immer in der Woche vor Karneval stattgefunden. Da hätten wir die ganz Großen nie verpflichtet bekommen“, erklärte sie gegenüber der Redaktion. Und sie freute sich, wie sehr die Bläck Fööss zu weit vorgerückter Stunde das Publikum noch begeistert hatte – so sehr, dass die Fans auf den Stühlen standen und begeistert mitgingen.