Musikfestival „Neuss-Now“ Zwischen Newcomern und Profis der Musikszene

Neuss · Musikalische Vielfalt und Gemeinschaft stehen bei „Neuss-Now“ im Mittelpunkt. Das überregional bekannte Festival vereinte an zwei Tagen junge Talente und erfahrene Musiker auf der Bühne und zeigte, wie lebendig und vielseitig die Neusser Kultur ist.

Insgesamt 21 Bands rockten am Wochenende in der Jugendeinrichtung, unter anderem „Kontrollpunkt“.

Foto: Andreas Woitschützke

Die Menschen in Neuss haben ein besonderes Verhältnis zu Tradition und Brauchtum. Man denke nur an das imponierende, alljährlich stattfindende Schützenfest. Es ist international bekannt und steht für Attribute wie Werte und Gemeinschaft. Auch junge Menschen in Neuss haben ein besonderes, wenn auch differenzierteres Verhältnis zu Tradition und Brauchtum. „Neuss-Now“, ein alljährlich im November stattfindendes Musikfestival, ist überregional seit mehr als drei Jahrzehnten ein angesagtes Festival mit ungeheurer Strahlkraft. Werte und Gemeinschaft werden aber auch hierbei intensiv gelebt.

Das Publikum hat an zwei musikalisch dichten Tagen die Möglichkeit, Musikgenres aller Couleur live kennenzulernen. Auch dieses Jahr hat das Organisationsteam rund um Janosch Holland 21 unterschiedlichste Bands auf die Bühne der Jugendeinrichtung „Das Haus“ gebracht. Den logistischen Kraftakt hat das Team mittlerweile drauf. Da jeder Act nur 30 Minuten Zeit erlaubt – und noch jeweils das individuelle Equipment angepasst werden muss – ist ein reibungsloser Ablauf Pflicht. Einen technisch überragenden Support leistete dabei Manuel Lederer an den digitalen Reglern.

Und hatte das Line-Up für Freitag mit „Sherlock“ (Songwriting), Peace In Bloom, „The Rewinders“ (Pop-Rock), „Turtle Und Frida“, „Destruktiver Hörsturz“ (Punk), „Lost Tapes“ (Rock), „Senior Scum“ (Punk, Rock, Ska), und „My Own Sense“ (Alternative Rock) schon viel Qualität auf dem Zettel, setzte der Samstag noch einen drauf. „Blumeboi“, „7pm Revival“ (Alternative-Rock, Pop), „Fallout Station“ (Rock), „Brave Men Run“, „Kontrollpunkt“ (Punkrock), „Riotforce“ (Thrash-Metal), „Space Cruiser“ (Instrumental-Rock), „Kingdom Of Vanity“ (Progressiv-Rock), „DMO Le Funk“, „Fluegge“ (Punk), „Fillie“ (Rap) und „Snac“ (Crossover, Metal) heizten das an beiden Abenden volle Haus kräftig an, die Fans kamen auf ihre Kosten.

Pia (19) aus Gohr übernachtete bei ihrer Freundin Rebekka (20) auf der Furth. „Zwei Tage Programm zu einem echt fairen Preis. Die Leute verstehen sich, weil alle aus demselben Grund hier sind. Was das Line-Up angeht, ist nicht alles was für uns. Aber das macht dieses Wochenende ja aus“, so die 19-Jährige. Punk sei so gar nicht nach dem Geschmack der beiden, doch Rebekka sagt später: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich mir das mal komplett reinziehe, aber ‚Destruktiver Hörsturz‘ machen einfach nur Spaß.“

Und das ist wohl das eigentliche Geheimnis des Festivals. Ursprünglich als reines Rockkonzert konzipiert, hat sich „Neuss-Now“ zu fast so etwas wie einer Messe entwickelt. Newcomer, die noch nicht die Möglichkeit haben, sich vor Publikum zu präsentieren, stehen genauso auf der Bühne wie die Profis. Und auch einige von den „Alten“ haben hier ihre ersten künstlerischen Schritte getan. So wie „Nameless Paradise“ (Cover, Rock). Sie sind nur eingesprungen, aber vor der Bühne waren sich alle einig, dass von der Band noch viel zu hören sein wird.

Auch Stefan Wetzel und Rudi Brulz gefiel, was sie zu sehen und hören bekamen. Als Mitglieder des Neusser Lions Club haben sie und ihre Vereinigung sich auch dieses Jahr wieder für die Unterstützung junger Menschen stark gemacht und für das „Haus“ einen mehr als stattlichen Betrag zusammengetragen. „Die Jugendlichen zu Hause abholen, weg vom Handy, weg von der Play-Station und rauf auf die Bühne“, sagen sie. „Sich hier zu verwirklichen, das macht es doch aus.“ Und Aussagen wie diese zeigen den gesellschaftlich relevanten Auftrag solcher Einrichtungen.

Auch „K*Buff“, der Neusser Verein für Kleinkunst und Subkultur, war vor Ort. Man teilte sich einen Infostand mit „Rock gegen Rechts“, deren gesellschaftliche Bedeutung als Mahnung gegen Rassismus und Rechtsextremismus in Neuss unter den Gästen unumstritten ist.

Die Musik hat an diesem Wochenende alle miteinander verbunden und wenn im nächsten Jahr das 33. „Neuss-Now“ ansteht, werden junge Menschen in Neuss bestimmt wieder ihre eigene Vorstellung von Tradition und Brauchtum feiern.