Ex-Parlamentarier aus Neuss Hermann Gröhe übergibt seine Bundestagsreden

Neuss · Der ehemalige CDU-Abgeordnete hat sich nach knapp 31 Jahren aus dem Deutschen Bundestag verabschiedet. Nun werden seine Reden aus dieser Zeit in Neuss archiviert. Das gesprochene Wort öffentlich einsehbar zu machen, gehört für ihn zu einer Demokratie.

Stephen Schröder (l.), Ursula Platen und Jens Metzdorf (r.) nehmen die Reden von Hermann Gröhe (M.) für die Archive in Neuss entgegen.

Foto: Andreas Woitschützke

(vp) Knapp 31 Jahre war Hermann Gröhe Abgeordneter des Deutschen Bundestages. Als er 1994 in dieser Funktion seine erste Rede hielt, tagte das Parlament noch in Bonn. Der CDU-Politiker hat den Umzug der Bundeshauptstadt nach Berlin miterlebt, den Posten des Bundesgesundheitsministers bezogen und als Fraktionsvorsitzender gesprochen. Seine gesammelten Reden aus dem Bundestag hat er nun an die Archive der Stadt Neuss und des Rhein-Kreises übergeben.

„In einer Demokratie sollten Meinungsbildungsprozesse offen gelegt werden“, sagt Gröhe bei der Übergabe im Stadtarchiv am Mittwochnachmittag. Bürgerinnen und Bürger seien durch Archive in der Lage, die öffentliche Debatte besser nachzuvollziehen. Auch die Archivleiter Jens Metzdorf und Stephen Schröder begrüßen den Schritt, die Reden in ihre Bestände aufzunehmen. „Parlamentarische Reden sind eine authentische und aussagekräftige Quelle. Wenn in 100 Jahren keine Zeitzeugen mehr leben, sind schriftliche Überlieferungen wichtig, um Geschichte nachzuvollziehen“, so Schröder.

Gröhe hat in seiner Rolle als Bundesgesundheitsminister hauptsächlich zu gesundheits- und sozialpolitischen Themen geredet. In seiner ersten Rede vor dem Parlament sprach er sich beispielsweise gegen Spielzeugimporte aus chinesischen Straflagern aus.

Aus seinem Wahlkreis, erzählt Gröhe, habe er vor allem seine Erfahrungen mit der Pflege in seine Reden einfließen lassen. Besuche im Diakonischen Werk Neuss und dem Augustinus-Hospiz haben seine Gesundheitspolitik geprägt. Seine Rede zum Hospizgesetz, das er als Minister in den Bundestag einbrachte, hat er als besonders emotional in Erinnerung. Er thematisierte darin seine eigene Mutter, die sich zu dem Zeitpunkt in Palliativbehandlung befand.

Mit 64 Jahren hat der Jurist sich vor wenigen Wochen aus dem Parlament verabschiedet. Ein gewollter Schritt sei das gewesen, sagt er. Vor seinem Ausscheiden aus dem Parlament hatte Gröhe bereits angekündigt, dem Ehrenamt in seiner Heimat Neuss erhalten zu bleiben. Er werde weiterhin ein wachsamer Bürger bleiben, bestätigt er nun. Zunächst wird er dem Förderverein „Licht.Kirche Neuss“ bis zur Landesgartenschau 2026 vorstehen. Wie es danach weiter geht, wisse er noch nicht. Wie das in Neuss eben sei, würde „vor dem Schützenfest nichts entschieden“.

Info Die gebundenen Reden sind ab sofort in den Archiven in Dormagen-Zons und in der Oberstraße in Neuss einsehbar.