Neues Werk von Eleonore Hillebrand Autorin erzählt aus ihrem Leben

Neuss · Erst kürzlich hat Eleonore Hillebrand ihr Buch „Gespickter Hase“ veröffentlicht. Nun legt sie mit autobiografischen Erzählungen nach.

Eleonore Hillebrand zeigt ihre Neuerscheinung.

Foto: Melanie Zanin/Melanie Zanin(MZ)

Vorlesen ist etwas anders als Lesen. Diese Erfahrung hat Eleonore Hillebrand erst kürzlich wieder bei der Leipziger Buchmesse gemacht. Dort hat sie im Forum Literatur rund 60 Gästen gemeinsam mit ihrer Schreibfreundin Maria Lange Otto Einblicke in ihr Schaffen gegeben: „Man sieht immer wieder auf und blickt ins Publikum, es findet eine Interaktion statt“, erzählt die Neusser Schriftstellerin, „das habe ich sehr genossen.“ Und noch etwas soll ihr von der Leipziger Buchmesse in Erinnerung bleiben: Ihr Verleger Wolfgang Reif vom Neusser Skript-Verlag sollte sie an seinem Messestand anlässlich ihres 90. Geburtstags mit einem großen Plakat von ihr überraschen. Auch ein Geschenk hatte er für die Autorin vorbereitet: Eine in Leinen gebundene und mit Goldschrift geprägte Ausgabe ihrer Autobiografie. Denn nachdem von Hillebrand in diesem Jahr erst der fiktive Briefwechsel zwischen der Ordensgründerin Johanna Etienne und die im späten Mittelalter als Hexe hingerichtete Müllersfrau Hester Jonas unter dem Titel „Gespickter Hase“ erschienen ist, hat der Skript-Verlag nun ihre autobiografischen Erzählungen veröffentlicht. „Durchatmen nicht vergessen“, heißt der Titel.

Es seien Versatzstücke aus ihrem Leben, sagt die ehemalige Leiterin des Neusser Autorenkreises. Geschrieben habe sie diese aus zwei Gründen: Zum einen wollte sie als Mutter ihr Leben für ihre beiden Kinder und Enkel festhalten. Zum anderen liege ihr das Thema „Ehrenamt“ am Herzen. Denn die gelernte Rechtspflegerin hat sich zeit ihres Lebens engagiert: in kirchennahen Verbänden, partei- oder gesellschaftspolitisch. Doch bei Frauen – die Erfahrung habe sie gemacht – findet der ehrenamtliche Einsatz kaum Beachtung oder Anerkennung. „Es galt damals beinahe als selbstverständlich, genau wie es für viele selbstverständlich war, dass die Frau sich für die Familie einsetzt“, erzählt Hillebrand.

In einem Kapitel widmet sie sich etwa der „Wertschätzung“ am Beispiel der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). „Sie waren hoch geehrt, aber auch belächelt“, schreibt sie darin und nennt nur einige ihrer Tätigkeitsfelder: Nach dem Zweiten Weltkrieg zum Beispiel sammelten sie Kleidung und Lebensmittel für Bedürftige, sie unterstützten humanitäre Hilfsprojekte durch Basare, verfassten eigene Texte für Gottesdienste, besuchten Fortbildungen, gründeten Bibel- und Gesprächskreise und leisteten Bildungsarbeit. Sie führten ihren Verein, leiteten Gremiensitzungen und motivierten durch Anregungen von Projekten zur Mitarbeit, hielten Kontakte. Doch häufig wurde dies übersehen, die kfd-Frau habe den Ruf, „nur Ausführende von Vorgaben zu sein“, sie mache es, weil „sie Spaß daran habe.“

Dabei sei es vielmehr: „Ich denke, dass viele Frauen solche Erfahrungen gemacht haben“, sagt Hillebrand, die das Ehrenamt geliebt hat und darin eine wichtige Verantwortung gegenüber der Gesellschaft sieht. Sie selbst erinnert sich gerne an die Zeit, als sie einen ökumenischen Gesprächskreis der Frauen von Gnadental gegründet hat: „Wir haben festgestellt, dass uns mehr verbindet, als uns trennt“, sagt sie.

Autobiografische Erzählungen sind eine Premiere für die Neusserin, die bevorzugt Lyrik und Kurzprosa verfasst. „Mir gefällt das Verdichten, mit möglichst wenig Worten etwas zu beschreiben“, sagt sie. Sie schreibe dabei über das, was „aus ihrem Inneren“ kommt, aber auch das Zeitgeschehen lässt sie in ihre Werke fließen: Seit 2013 schreibt sie als ständige Autorin im „Online Spiritletter“ der religiösen Zeitschrift „Publik Forum“, außerdem hat sie ihre Werke bereits in einigen Anthologien veröffentlicht und mit dem Skript-Verlag eigene Bücher herausgebracht. Der fiktive Briefwechsel zwischen zwei historischen Persönlichkeiten war dabei eine ihrer schwierigsten Arbeiten. „Zugleich glaube ich, dass es meine literarischste und beste Arbeit war.“