Mit ihrer Zweigstelle Büderich nahm die Stadtbücherei an der bundesweit veranstalteten Nacht der Bibliotheken teil. Mit einem vielfältigen Programm, das unter dem Motto „Wissen.Teilen.Entdecken“ stand, sprach sie dabei alle Altersgruppen an.
Auf die Frage: „Wir findet ihr es heute in der Bücherei?“ gingen bei den Freundinnen Lisa (6) und Pauline (5) die Daumen in die Höhe. Die beiden waren mit Feuereifer dabei, aus buntem Transparentpapier geometrische Figuren auszuschneiden, sie zu bemalen und dann mit Bibliotheksmitarbeiterin Nancy Wegner an das Fenster der Bücherei zu heften. Daraus bildeten sich mit der Zeit drei Motive: die Erdkugel, ein Herz und eine Glühbirne, die das Motto des Tages symbolisieren.
„Wir waren vor einer Woche mit unserer Kita zu Besuch in der Bücherei und haben dabei von der Nacht der Bibliotheken erfahren“, erzählt Mutter Christina Kulischow. Für sie steht sofort fest, dass sie mit ihrer Tochter an den vielen spannenden Aktionen teilnehmen möchte. Außerdem fasst sie bei diesem Besuch den Entschluss, künftig regelmäßig mit ihrer Tochter in die gemütliche Leseecke zu gehen und in den ausgestellten Büchern zu stöbern. So wie es die Mutter von Helen macht, die am Aktionstag eher zufällig anwesend ist.
Viel los ist an diesem Tag auch im Robotikraum, in dem die Kinder erste spielerische Schritte im Programmieren unternehmen können. Die Jüngeren lassen „Beebots“, kleine lustige Bienen, wie ein Auto über ein Feld mit bunten Motiven fahren, nachdem sie zuvor den richtigen Weg auf deren Rücken eingegeben haben. Schnell ist es für Laura möglich, die Biene von Jim Knopf selbständig zur Lokomotive Emma zu steuern.
Schon komplizierter ist es, so genannte „Ozobots“ so zu programmieren, dass sie einen Parcours mit Hilfe von Linien und Farbcodes erkennen und absolvieren können. Dabei ist es möglich, eine bestimmte Geschwindigkeit, Pausen und U-Turns einzubauen. „Die Kinder lernen das intuitiv durch Ausprobieren“, erklärt Mitarbeiterin Birgit Arnolds, die den Raum betreut. Man brauche ihnen nicht viel zu erklären, bei Workshops zum Thema Robotik herrsche immer großes Interesse, weiß sie zu berichten.
Ebenfalls digital, aber wesentlich leichter in der Handhabung ist die aufgestellte Fotobox, die lustige Erinnerungsbilder ausspuckt. So verkleidet sich Mitarbeiterin Lara Döberitz als Dschungelforscherin, die Schlangen und Spinnen auf der Spur ist, und die Kinder so animiert, auch auf eine kostümierte Entdeckungsreise zu gehen. Wer sein Wissen testen und sich mit anderen messen will, ist an diesem Tag im Raum „Wissen ist Macht“ richtig. Auch ein Escape-Room fordert die kleinen grauen Zellen heraus. „Ich freue mich, dass so viele Kinder und Jugendliche unser Angebot annehmen“, freut sich Bibliotheksleiterin Bettina Schüren. Just in diesem Moment strömt eine ganze Gruppe Jugendlicher vom Büdericher Abenteuerspielplatz in das Gebäude. Da sie zu Fuß gekommen sind, stärken sie sich zunächst mit Apfelschorle und Gummibärchen am Verpflegungsstand, ehe sie sich im Gebäude verteilen.
Ab 18 Uhr stehen dann in der „Human Library“ drei Zeitzeugen als „lebendige Bücher“ zum Schmökern bereit. Bei Heidemarie Niegeloh kann man erfahren, dass bei ihr zuhause wenig vorgelesen wurde. Lediglich die Oma las ihr immer die Witze aus der „Hör zu“ und die Mecki-Geschichten vor. Diese Erfahrung habe sie motiviert, selber lesen zu wollen. „Ich habe immer wissen wollen, was sich hinter den Dingen verbirgt“, erzählt die Politikerin. Bei Lothar Beseler erfahren die „Leser“ einiges über die deutsche Wendezeit. „Als die Volkskammerwahl anstand, sind wir nach Quedlinburg gefahren, um Wahlkampf zu machen, aber es war kaum jemand da. Die Menschen waren alle im Westen“, erzählt er augenzwinkernd. Die mitgebrachten Werbe-Kulis habe man seinerzeit dem Pastor gegeben. Als Richter habe er später in Schloss Ziethen ehemalige DDR-Richter geschult. „Es gab da nur Doppelzimmer – wegen der gegenseitigen Kontrolle“, habe er feststellen müssen.
Und im Buch „Ralph Jörgens“ können die Leser seine Sicht des Weltenbruchs erfahren, der sich seiner Einschätzung nach seit 100 Jahren vollziehe und in dem wir auch heute wieder mittendrin steckten.