K.o. gegen Capitals für Seidenberg und Boston

Boston (dpa) - Ein Schuss, ein Tor, ein Schock: Der Traum von der Titelverteidigung ist für Dennis Seidenberg und seine Boston Bruins in der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL abrupt geplatzt.

Mit 1:2 verlor der Champion das siebte und entscheidende Playoff-Spiel nach Verlängerung daheim gegen die Washington Capitals und schied somit bereits in Runde eins aus. „Es ist ein komisches Gefühl. Erst machen wir fast das 2:1 - und Sekunden später ist alles Aus“, meinte ein abgekämpfter und sichtlich niedergeschlagener Seidenberg im Gespräch mit der Nachrichten-Agentur dpa. Nach 60 Minuten hatte es durch Treffer von Washingtons Matt Hendricks (12. Minute) und Bostons Tyler Seguin (35.) 1:1 gestanden. Zum vierten Mal musste in der Serie eine Verlängerung die Entscheidung bringen.

Bruins-Stürmer Patrice Bergeron hatte die große Chance, den Champion ins Viertelfinale zu schießen, verfehlte das Capitals-Tor jedoch knapp. Auf der anderen Seite nutzte dann Joel Ward in der 63. Minute einen Abpraller aus Nahdistanz zum Sieg. Im Vorjahr hatte Boston noch als erstes Team der NHL-Geschichte dreimal - unter anderem im Finale - ein siebtes Playoff-Spiel für sich entschieden.

Während sich die Spieler beider Teams auf dem Eis voneinander verabschiedeten, waren tausende Fans im TD Bank-Garden desillusioniert. Vor zehn Monaten noch hatten ihre „Braunbären“ erstmals seit 1972 wieder den Stanley Cup gewonnen und wurden bei der Meisterparade von 1,4 Millionen Menschen gefeiert. Diesmal hingegen ist die Saison bereits Ende April vorbei. „Im Kopf denke ich immer noch daran, wann morgen Training ist - aber da ist nichts mehr“, meinte Seidenberg.

Mit dem Ziel Titelverteidigung und „noch einmal eine so geile Party zu feiern“ waren die Bruins in die Saison gestartet. Als Zweiter der Eastern Conference hatte das Team die hohem Ambitionen unterstrichen. Doch in den sieben Playoff-Spielen gegen Washington tat sich Boston schwerer als erwartet, hatte vor allem in der Offensive ungewohnte Abschluss-Schwächen. „Wir haben nie überzeugend und voller Energie gespielt“, haderte Seidenberg.

Der Verteidiger ist trotz der Niederlage einer der wenigen Gewinner im Team. Er spielte eine fantastische Serie, ließ Capitals- Superstar Alexander Owetschkin nie zur Entfaltung kommen, kontrollierte den Russen wie niemand zuvor in den Playoffs. Owetschkin kam auf lediglich zwei Tore und drei Vorlagen - so wenig, wie noch nie in seiner Karriere. „Dennis ist immer großartig in den Playoffs, da kommt sein gesamtes Spiel zusammen“, lobte Trainer Claude Julien.

Die deutschen Fans werden sich von Seidenbergs Qualitäten trotz des Playoff-Aus bei der WM nicht überzeugen können. Der gebürtige Schwenninger verzichtet auf die Titelkämpfe vom 4. bis 20. Mai in Finnland und Schweden. „Es war eine lange Saison, durch den Titelgewinn im Vorjahr hatte ich nur eine kurze Pause“, erklärte Seidenberg. Zudem wurde er im Februar zum dritten Mal Vater und zieht kommende Woche um. „Das wird stressig genug.“