Kom(m)ödchen-Ensemble spielt Quickies zum Quieken
Schlag auf Schlag geht es im neuen Programm „Quickies“. Und das collagenartige Stück ist mehr als gelungen.
Die Lage der Nation ist niemals so durchsichtig wie die Acryl-Stühle auf der Bühne. Einen roten Faden gibt’s nur in Vielzahl als Vorhang. Selbst der wechselt laufend die Farbe während der schnellen Nummern des neuen Kom(m)ödchen-Programms „Quickies“.
Zum Quieken. Und eine köstliche Alternative zu Talk-Shows im TV, die ja (zu) weitgehend aus Dialogen bestehen wie „Jetzt lassen Sie mich bitte ausreden, ich habe Sie eben ja auch ausreden lassen“. Auf der Bühne auf den Punkt gebracht mit dem Dreh: „Darf ich bitte auslangweilen.“ Wenn so, dann ja.
So kann das eigentlich nur mit einem eingespielten Team wie diesem gelingen. Das putzmuntere Kom(m)ödchen-Ensemble Maike Kühl, Martin Maier-Bode, Daniel Graf und Heiko Seidel serviert Schlag auf Schlag mit würzigen Texten gefüllte Häppchen und läuft dabei nur ganz selten Gefahr, sich selbst zu überholen.
Zwischendurch gibt es aber auch ruhigere Momente, wie den mit Martin Maier-Bode als behäbiger Bobfahrer im Baby-Strampler in der Badewanne. Nummer 3 im Vierer-Bob, die zwischen der Nummer 2 und der Nummer 4, erklärt er seinem Interviewer. Eine Sportart, deren enge Haltung man nicht nur super aussitzen, sondern sogar über den Tod hinaus ausüben könnte.
Apropos Sport: Kompliment an die Kostümbildner für das WM-Trikot mit der handgeschoppten Gemächtetasche aus Merino mit Goldkante, ein Entwurf für die WM Katar – wie von den gerade zu Ende gegangen Männermodeschauen in Mailand.
Dann wird’s schon gleich wieder spießig: Beim lächerlichen Versuch der gegen Influencer geimpften CDU im Hunsrück, sich mit einem wackeligen Werbe-Video bei einer großen Unbekannten anzubiedern: der jungen Wählerschaft. Die hat auch das ZDF im Auge und einen Porno im Plan. Da müsste öffentlich-rechtlich aber doch wie bei Rosamunde Pilcher ein Pferd drin vorkommen? Das kostet extra, mahnt der Schmuddelfilmer.
Das schärfste Extra des Abends ist jedoch das fünfte Ensemble-Mitglied Hasso, der unterm Tisch unsichtbare Polizeihund, den Heiko Seidel im Kunstgriff an der kurzen Leine hält. Hasso springt zwar nicht auf alles an, aber zuverlässig auf Stichworte wie „Linke“. Dann heißt es: Hund beißt Herrchen.
Seidel ist während der Premiere sowieso kaum zu bremsen in seiner Wandlungsfähigkeit. Gestern noch Thermomix, heute die Queen von England (da blitzt kurz Hape Kerkeling als Königin Beatrix der Niederlande auf). Und morgen, was könnte da noch kommen? Klar, Schützenkönig von Neuss.
Wenn er nicht gerade den Türken tanzt, sucht Seidel mit zwinkernden Brustwarzen Sex in Sachsen, „früher in der DDR das Einzige, wofür man nicht anstehen musste“. Heute gibt es in den neuen Bundesländern dagegen zu wenig Frauen, weil in schlechten Zeiten ja immer die Guten weggehen, „dafür sind die Wölfe zurückgekommen“ - und die Männer übrig geblieben.
Maike Kühl ist eine von den Guten. Sie zeigt mal wieder – nicht nur mit wechselnden Perücken – dass sie von Femme fatale bis Flintenweib in alle Rollen schlüpfen kann, in die schlauen wie die schlüpfrigen. Auch für Daniel Graf sind wieder starke Szenen dabei.
Wo die alle herkommen? Bei Erfolgs-Programmen wie „Irgendwas mit Menschen“ bleibt natürlich immer irgendwo irgendwas übrig. Zu schade zum Wegschmeißen. Das war so die Ausgangsidee von Multi-Talent Martin Maier-Bode, der mit Haus-Autor Dietmar Jacobs die Texte gesammelt und ausgewählt hat. Haus-Regisseur Hans Holzbecher machte die Mischung bühnenreif.
Und das ist beileibe keine Resteverwertung oder Ersatzbefriedigung zu den Dauerbrennern im Programm. Die Zutaten sollen ohnehin alle drei Monate neu abgewogen und aktuell ergänzt werden. Bis dahin ist das Kölsch im Sketch auch schal geworden…