Kabarett “Schnelle Nummern“ zur Lage der Nation
Düsseldorf · AfD-nahe Polizisten in Hessen oder der Niedergang der SPD – das Kom(m)ödchen startet eine Sketch-Reihe zu aktuellen politischen Themen.
Eine improvisierte Pressekonferenz zu einer Nazi-Demo in Offenbach auf der Kom(m)ödchen-Bühne. Ein Vertreter der hessischen Polizei (Heiko Seidel) mit Hund und Herr Dünnemann vom Aktionsbündnis Anti-Faschismus (Martin Maier-Bode) setzen sich an den Tisch. „Es geht um eine Demo von NPD- und AfD-nahen Kreisen und anderen rechtsradikalen Elementen. Wir von der hessischen Polizei arbeiten erstmals Hand in Hand mit Gegnern der Demonstration zusammen“, erklärt der Ordnungshüter. Die Polizei habe die Aktion koordiniert, um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Doch als Herr Dünnemann, den der Polizist fälschlicherweise als „Herr Dunnemann“ ankündigt, das Wort ergreifen darf und darlegt, das in seinem Aktionsbündnis alle Platz fänden, reagiert Polizeihund Hasso allergisch und schickt sich an, den Aktivisten zu beißen. Der Vierbeiner setzt immer zum Angriff an, wenn Begriffe fallen wie Demokraten, Gewerkschafter, Sozialdemokraten, Grüne oder Linke. Der Polizist versucht zwar immer, seinen Hund zurückzuhalten, doch mag ihm das nicht so recht gelingen.
Was die Schauspieler Heiko Seidel und Martin Maier-Bode aufführen, ist eine „schnelle Nummer“ zu einem konkreten politischen Vorkommnis. Zu Beginn dieses Jahres traten fünf Polizisten für die AfD bei der Landtagswahl in Thüringen an. Die rechtspopulistische Partei zieht bestimmte Polizisten an, was für den Rechtsstaat problematisch sein könnte. Dieser Sketch ist Teil eines neuen Ensemble-Programms, das am kommenden Mittwoch im Kom(m)ödchen Premiere feiert: „Quickies – Schnelle Nummern zur Lage der Nation“. Entwickelt haben es Dietmar Jacobs – der als Autor für die TV-Satire-Sendungen „Heute Show“, „Extra 3“ oder „Mitternachtsspitzen“ arbeitet und für seine Mitarbeit bei „Stromberg“ den Grimme-Preis erhalten hat –, und Martin Maier-Bode, der seit 2014 zum Ensemble des Kom(m)ödchens gehört. Auslöser für das neue Kabarett-Format sei die große Spiellust und der große Erzähldruck im Ensemble gewesen, sagt Maier-Bode. Als Grundlage dienten ihm und Jacobs einzelne Nummern, die bereits existieren, etwa aus dem Stück „SEK: Die Populistenjäger“ oder aus örtlichen Stunksitzungen, für die beide als Autoren arbeiten. Um diese „Gerippe“ komponieren Maier-Bode und Jacobs die „schnellen Nummern“ zu tagesaktuellen Geschehnissen aus Politik und Gesellschaft. Sie werden nicht lange geplant, haben keine festen Rollen, haben keine durchgehende Handlung, sondern sollen von ihrem Werkstatt-Charakter profitiereSchnell geschriebene, flexibel und spontan aufführbare Mini-Sketche zur Lage der Nation: „Wenn heute etwas passiert, können wir morgen eine Nummer dazu machen“, sagt Dietmar Jacobs.
Etwa zum Niedergang der SPD. So schlüpfen neben Heiko Seidel, Martin Maier-Bode auch Daniel Graf und Maike Kühl in die Rollen von SPD-Vertretern und suchen Ursachen für den schwindenden Bedeutungsverlust der Volkspartei: „Wenn in de CSU jemand falsch parkt, kriegt die SPD das Knöllchen“, aber als viel gravierender erweist sich die Krankheit, unter der die Sozialdemokraten würden leiden würden: die „Konjunktivitis“. Heißt: die SPD würde die Große Koalition verlassen, tut es aber letztlich doch nicht. Oder zu Deutschland, das sich von allen Ländern der Welt am meisten perfektioniert habe. Es habe das Beste aus allen Kulturen übernommen und auch noch verbessert. Die Gurke zum Beispiel habe Deutschland nicht nur aus Indien übernommen, sie könne inzwischen sogar Innenminister werden.
Als Nummern-Programm unterscheiden sich die „Quickies“ von den Ensemle-Programmen der vergangenen 15 Jahre. Sie bilden auch zu den aktuellen Ensemble-Programmen „Deutschland gucken“ und „Irgendwas mit Menschen“ eine „lockere Gegenwelt“.
„Quickies – Schnelle Nummern zur Lage der Nation“, Premiere am 19. Juni um 20 Uhr im Kom(m)ödchen, Kay-und-Lore-Lorentz-Platz, Tickets telefonisch unter 0211 32 94 43 oder an der Theaterkasse. Weitere Infos im Netz unter: