Stargeigerin Anne-Sophie Mutter in Düsseldorf „Liebeserklärung“ in der Tonhalle

DÜSSELDORF · André Previn (1929-2019) war in fünfter Ehe (von 2002 bis 2006) mit Anne Sophie Mutter verheiratet. Der berühmte deutsch-amerikanische Pianist, Dirigent und Film-Komponist, der im Laufe seiner Karriere insgesamt vier Oscars gewann, war ein Romantiker.

Anne-Sophie Mutter tourt derzeit durch die Republik. Jetzt machte sie in der Tonhalle Station.

Foto: nein/Susanne Diesner

Und, wenn die Ehe zwischen den beiden auch nicht von Dauer war, so schenkte er der Mutter zur Verlobung 2001 ein Violinkonzert. Mit dem Widmungstitel „Anne-Sophie“. Klar, dass sich die Ausnahmegeigerin von diesem Werk – eine Art Liebeserklärung – nicht lösen kann. So tourt sie derzeit durch die Republik, begleitet vom London Philharmonic Orchestra, mit diesem, mit ihrem einstigen Verlobungsgeschenk.

Reichlich Applaus erntete sie dafür jetzt auch in der gut besuchten Düsseldorfer Tonhalle – ebenso wie die transparent, flink spielenden und präzise intonierten Londoner unter dem russisch-britischen Chef-Dirigenten Vasily Petrenko. Das Royal Philharmonic umrahmte das Previn-Mutter-Meisterkonzert mit knallig bunten und melancholisch tänzerischen Stücken von Leonard Bernstein und Sergej Rachmaninow.

Vollen satten Sound bei gleichzeitig durchsichtig schimmernden Klangfarben beweisen die britischen Orchestermusiker bei allen Stücken. Breitwandformat beherrschen sie ebenso selbstverständlich wie romantisch lyrische Bögen, die sie manchmal ganz leise verhauchen lassen. Vorzüge, die sie mit Anne-Sophie Mutter verbindet. Auch sie, mal wieder in langem Sommerblau, versteht es, neben ihrem funkelnden Virtuosentum, immer wieder mit starken Kontrasten zu überraschen. Ruppige Betonungen in rasanten Rhythmen stehen im Wechsel mit herbem Schönklang und extrem zurückhaltenden Tönen – dann, wenn in höchsten Registern ihr Geigenbogen beinah über den Holzsteg reibt und gläserne Töne entstehen.

Stargeigerin Anne-Sophie Mutter.

Foto: dpa/Markus Scholz

Dass André Previn mit dem Violinkonzert „Anne-Sophie“ die Qualitäten der von ihm geliebten und bewunderten Geigerin in den Vordergrund stellt, spricht für die außergewöhnlich innige Beziehung zwischen dem Komponisten und der Interpretin. So ist das Opus reich an aufschwingenden Melodien in Stratosphären-Lage und an rasant loslegenden Skalen, die Mutter nie zu einem Brei verschmieren lässt, sondern jede Note hörbar macht. So auch in Previns eigentlicher „Liebeserklärung“ – dem Finale, dem das alte Volkslied „Wenn ich ein Vöglein wär‘“ zugrunde liegt. Diese eingängige Melodie war mal das Lieblingslied der jungen Anne-Sophie.

In mannigfachen Variationen wird das Thema rauf- und runter konjugiert, jazzig verfremdet oder zur wiegend schmelzenden Schnulze. Eine facettenreiche Gratwanderung zwischen Edelkitsch und Kunst, die die Mutter mit Bravour meistert. Und innehält. Als Zugabe, wen wundert’s, bietet sie einen „Song“ für Geige und großes Orchester – ebenfalls aus der Feder von Previn.