Bildband Beeindruckende Bilderreise durch die ägyptische Totenwelt

Berlin · Die Totenmaske des Tutanchamun ist weltberühmt. Aber sein Grab verrät noch viel mehr Spannendes, wie ein Bildband zeigt.

Foto: dpa

Knapp 100 Jahre ist es jetzt her, dass der britische Forscher Howard Carter im Tal der Könige in Mittelägypten des Grab des Pharao Tutanchamun entdeckte. Der Sensationsfund eines praktisch unberührten, mit allen Beigaben und Dekorationen ausgestatten Grabes erlaubte ungeahnte Einsichten in die Vorstellungswelt der Ägypter vor ungefähr 3300 Jahren.

Der Fund des Pharaonengrabes sorgt weltweit für Aufsehen nicht nur in der Fachwelt, sondern auch in der populären Kultur. Die prächtige goldene Totenmaske wurde genauso zum Symbol für das Ägypten der Pharaonenzeit wie die Pyramiden und die Sphinx von Gizeh. Die historische Bedeutung Tutanchamuns, der schon als junger Mann starb, ist gering, aber als Informationsquelle über die religiösen und kosmologischen Vorstellungen seiner Zeit ist sein Grab von unschätzbarem Wert.

Die weltbekannte goldene Totenmaske Tutanchamuns liefert auch den Einstieg in den spektakulären Bildband „Tutanchamun. Die Reise durch die Unterwelt“ des Fotografen Sandro Vannini. Der großformatige Band nimmt seinen Ausgangspunkt beim Fund des Sarkophags und der prächtig eingebetteten Mumie. In großen, teils doppelseitigen Fotografien präsentiert der Band die Grabfunde in beeindruckenden Details und Farben.

Pharaonengräber waren prächtig ausgestattet

Aber der Band bleibt nicht bei diesen wohlbekannten Ansichten. Der zentrale Ansatz des Buches ist es, den archäologischen Fundort als das zu zeigen, was er eigentlich ist: Ein Grab, in dem der Pharao nach seinem Tod den Weg in die Ewigkeit finden sollte. Die prächtige Ausstattung der Pharaonengräber war dabei nicht nur eine Demonstration der Macht und des Reichtums des Verstorbenen. Sie diente auch, wie in den begleitenden Essays erläutert wird, einem praktischen Zweck: „Die bedeutsamste Glaubensvorstellung war der Glaube an ein Leben nach dem Tod. Dies war dem Pharao als Sohn Gottes, des Schöpfer-Gottes, bestimmt.“

Zu den Begräbnisritualen, die das Buch im Detail beschreibt, gehörten die Mumifizierung des Körpers ebenso wie die Ausstattung der Grabkammer mit Lebensmitteln für die Reise und die Herrichtung der Räumlichkeiten mit einer Pracht, die eines Gottkönigs würdig war.

Vannini zeigt in spektakulären Fotos, wie opulent Pharaonengräber ausgestattet wurden, um dem toten Gottkönig den Weg zum ewigen Leben möglichst sicher und angenehm zu gestalten. Dabei nutzt er zur Illustration nicht nur Fotos aus dem Grab Tutanchamuns, sondern auch von Details aus den Gräbern anderer Pharaonen. In grandiosen Fotografien, häufig im Großformat und stark vergrößerten Details, gelingt es Vannini, einen nahezu plastischen Eindruck eines Pharaonengrabes zu vermitteln.

Neben seinen zahlreichen Illustrationen beschreibt das Buch auch die Reise durch die Unterwelt, die der Tote absolvieren musste, um das ewige Leben zu erreichen. Die Texte erläutern die komplizierten religiösen Vorstellungen der Ägypter und zeigen, wie sich diese in den Grabbeigaben wiederfinden.

Aufgetürmte Schätze wurden gestohlen

Auch wenn das ägyptische Pharaonenreich rund 2000 Jahre lang bestand und dabei zahlreichen Veränderungen unterworfen war, so blieb die Vorstellung eines Gottkönigs, der den Weg in ein ewiges Leben antreten würde, die ganze Zeit über ein zentraler Bestandteil der Kultur. Fast alle Pharaonengräber sind im Laufe der Jahrhunderte wegen der darin aufgetürmten Schätze geplündert worden.

Howard Carters spektakulärer Fund des Grabes von Tutanchamun bietet den vollständigsten Einblick in den Totenkult der Pharaonenzeit. Vanninis Fotografien sind wohl die beste Möglichkeit, die Pracht des Pharaonengrabes zu entdecken für alle die, die nicht die Gelegenheit haben, sich die Originale im Museum in Ägypten anzusehen.