Bildbetrachtung: Sprache macht sich ein Bildnis
Museumsschreiber Mosebach über die bildende Kunst.
Düsseldorf. Der Schriftsteller und Büchner-Preisträger Martin Mosebach aus Frankfurt war in diesem Sommer als Museumsschreiber in der Kunstsammlung NRW (K 20) zu Gast. Das Ergebnis seiner Eindrücke und seines Nachdenkens stellt er jetzt mit seinem Essay "Bilder aus der einer Ausstellung" vor.
Doch Pia Müller-Tamm vom K 20 fühlte sich von Mosebachs Buch "Du sollst Dir ein Bildnis machen. Über alte Meister" (2005) derart angesprochen, dass sie ihn unbedingt mit der Moderne des 20. Jahrhunderts konfrontiert wissen wollte.
Ein Erfolg zweifelsohne, denn Mosebach hat mit einem kleinen, aber hochkarätigen Essay reagiert, in dem er sich auf sieben Gemälde und Künstler einlässt. Wobei er mit seiner Auswahl den Düsseldorfern entgegenkommt, da er die Werke dreier Künstler bespricht, die mit der Stadt zu tun hatten, nämlich Paul Klee und dessen "Kosmische Composition" (1919), Otto Dix’ "Bildnis der Kunsthändlerin Johanna Ey" (1924) sowie Gerhard Richters Gemäldegruppe "Silikat" (2003).
Da ist zunächst das bekannte Bild von Otto Dix, das die 60-jährige Ey in imposanter expressionistischer Hässlichkeit zeigt. Es ist, schreibt Mosebach, "als presse das harte Fett der Wangen die Augen aus den Höhlen, der Blick der Mutter Ey quillt hervor und sticht gleichzeitig." Und doch war sie die Mäzenin, ja der Engel der Künstler, die unter großen Mühen nach neuen Wegen suchten und mit den strengen Vorgaben der Akademie brachen.
Beim Gang durchs Museum fällt Mosebach das besondere Licht in den Sälen der Kunstsammlung auf, welches den Eindruck von Schattenlosigkeit hervorruft und den Sälen etwas Unwirkliches gibt. Dieses Licht komme den großformatigen Bildern von Gerhard Richter zugute. Es sei ein Licht wie für den "Silikat-Zyklus" geschaffen, welches "das Wattige, das diffus Strahlende, das Schattenlose" verstärke.
Martin Mosebach liest am Mittwoch, 3.10., um 19 Uhr im K20, Düsseldorf, Grabbeplatz 5, aus seiner Publikation "Bilder einer Ausstellung" in der Reihe Museumsschreiber, Edition Virgines, Düsseldorf 2007, 36 S., 7,50 Euro