Frankfurter Buchmesse Dan Brown: Wissenschaft, Religion und Geheimnisse

Frankfurt/Main (dpa) - Ist Religion überholt? Hat die Wissenschaft Antworten auf ethische Fragen? Das klingt nach schwerer literarischer Kost. Bei US-Bestseller-Autor Dan Brown (53) geht es zwar um große Fragen, doch sie sollen vor allem unterhalten.

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„Ich schreibe die Art von Büchern, die ich selber lesen möchte“, sagte er am Donnerstag auf der Frankfurter Buchmesse. Hier stellte er vor allem seinen vor wenigen Tagen weltweit erschienenen Thriller „Origin“ vor, der in Bilbao und Barcelona spielt.

Wie Shakespeare, dessen Sprachgewalt und Humor er gleichermaßen schätze, könne er nicht schreiben, bekannte Brown vor Journalisten. „Ich will unterhalten - und die Leser anregen, über wichtige Dinge nachzudenken.“ Um Konflikte zwischen Wissenschaft und Religion geht es immer wieder, wenn Brown seine bekannteste Romanfigur, Harvard-Professor Robert Langdon, auf neue Abenteuer schickt.

Im neuesten Roman heißt es gleich auf der ersten Seite, die „gefährlichsten Männer auf Erden“ seien zu allen Zeiten die Männer des Glaubens gewesen. Er vermute, die katholische Kirche werde auch über sein neues Buch klagen, meinte Brown, der sich selbst als Agnostiker bezeichnet.

Doch möglicherweise gehen Brown in der Zukunft die Widersacher aus: „Ich glaube nicht, dass organisierte Religion überleben wird“, sagte er. Was bleibe, seien Werte wie Mitgefühl oder Nächstenliebe. Doch viele Glaubensdogmen sieht der Schriftsteller als längst überholt an.

„Ich rede viel mit Kindern an Schulen“, sagte er. „Für die ist nicht die Auferstehung ein Wunder, sondern das Betriebssystem des neuen iPhones.“

Mit der Kirche eckte nicht nur Browns Romanheld Langdon wiederholt an. Der Sohn einer tiefgläubigen Kirchenmusikerin und eines Mathematiklehrers, der auf dem Gelände einer Vorschule in Neuengland aufwuchs, stieß mit acht oder neun Jahren während eines Museumsbesuches erstmals auf die Evolutionstheorie. Als er seinen Gemeindepfarrer fragte, welche Geschichte denn nun wahr sei, die Schöpfungsgeschichte aus der Bibel oder die Erklärung Darwins, kam das nicht gut an: „Nette Jungen stellen nicht solche Fragen“, sei er vom Pfarrer getadelt worden.

Vielleicht liegt in dieser Erinnerung ja die eigentliche Geburtsstunde von Robert Langdon, dem Mann, der die Codes und Symbole von Religionen dechiffriert und nach der Wahrheit sucht. „Robert Langdon ist der Mann, der ich gerne wäre“, bekennt Brown. Er teile die intellektuelle Neugier, aber Langdon sei mutiger.

Für die Tatsache, dass die romantischen Interessen seines Romanhelden bis zum Ende des Buches nicht wirklich zum Happy End führen, hat er eine einfache Erklärung: „Ich beschreibe einen Zeitraum von 24 Stunden. Ich weiß ja nicht, in was für einer Welt Sie leben, aber die Zeit reicht einfach nicht.“ Ein One-Night-Stand zwischen der Bedrohung durch finstere Schurken und der Lüftung weltbewegender Geheimnisse - das passt einfach nicht zu einem Universitätslehrer.

Lernen, das steht auch für Brown am Anfang jedes neuen Romans. „Ehe ich schreibe, lese ich - und fast ausschließlich non-fiction“, sagte er. Auch suche er das Gespräch mit Wissenschaftlern und Theologen, ehe er mit dem Roman beginne. Dabei gelte: „Ehe ich anfange, muss ich das Ende kennen.“

Auch die Vor-Ort-Recherche ist Brown wichtig - und für den Schriftsteller ein zusätzlicher Anreiz. „Ich liebe die Architektur, die Restaurants und die Kultur in Europa.“ Ganz abgesehen von den Anregungen für seine Bücher: „Ich einer Kirche stieß ich bei meinem dritten Besuch in einer dunklen Ecke auf eine Wendeltreppe. Da war mir gleich klar: Hier muss jemand sterben.“