Das Buch ist keine Waschmaschine
Chef des Deutschen Buchhandels über den Streit mit Amazon.
Frankfurt. Im Clinch mit Amazon ist für die deutsche Buchbranche keine Lösung in Sicht. Eine Einigung zwischen Verlagen und dem Online-Händler sei nicht einfach, „solange Amazon weiter sein Ziel aggressiv verfolgt, ein Monopol zu errichten“. Dies sagte der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis (60).
Herr Skipis, Ihr Verband sieht das Buch als Kulturgut — die Branche profitiert vom gebundenen Preis und reduzierter Mehrwertsteuer. Wieso soll das Buch in der digitalisierten Welt nicht genauso behandelt werden wie jede andere Ware auch?
Alexander Skipis: Wenn Sie das Buch wie eine Waschmaschine behandeln würden, gäbe es keine literarisch wertvollen Werke, die sich anfangs eher schlecht verkaufen, wie beispielsweise Franz Kafka. Dann würde nur das schnelle Geld zählen. Das gilt auch in der digitalisierten Welt. Es spielt doch keine Rolle, ob es sich um ein gedrucktes oder ein digitales Buch handelt. Dahinter steht ein Werk.
In Amazon ist Buchhandel und Verlagen ein mächtiger Konkurrent erwachsen. Wieso sieht sich die Branche durch den amerikanischen Onlinehändler so massiv bedroht?
Skipis: Das Ziel von Amazon ist es, Monopolist zu werden. Unternehmensgründer Jeff Bezos hat ja einmal gesagt, Verlage müssten gejagt werden wie Gazellen. Amazon will also der einzige Mittler zwischen Leser und Autor werden. Dadurch werden aber die wertschöpfenden Strukturen im Buchhandel zerstört, die für Qualität und Vielfalt stehen.
Amazon will Verlage in den USA und Deutschland zu höheren Rabatten bei E-Books zwingen. Sie haben dagegen Beschwerde beim Bundeskartellamt eingelegt . . .
Skipis: Amazon will von Verlagen beim Verkauf von E-Books nach Medienberichten statt der üblichen 30 künftig rund 50 Prozent Rabatt haben. Diese Forderung versuchte man dadurch zu erzwingen, indem die Auslieferung der gedruckten Bücher der betreffenden Verlage behindert wurde. Damit hat Amazon aus unserer Sicht seine Marktmacht eindeutig missbraucht.
Amazon selbst sagt, man handle im Interesse des Konsumenten.
Skipis: Das ist der durchschaubare Versuch Amazons, die Leser hinters Licht zu führen. Das ist nie Ziel eines Monopolisten. Derzeit liegt der gebundene Preis für E-Books ohnehin etwa 20 Prozent unter dem des gedruckten Buchs. Es gilt aber hier immer noch der volle Mehrwertsteuersatz für E-Books, weil eine EU-Richtlinie geändert werden muss. Das steht einer weiteren Vergünstigung entgegen.
Im Streit um die E-Book-Rabatte zeichnet sich eine Annäherung zwischen den Verlagen und Amazon ab. Halten Sie eine Einigung für möglich?
Skipis: Das wird nicht einfach, solange Amazon weiter sein Ziel aggressiv verfolgt, ein Monopol zu errichten. Ich glaube, der Druck auf Amazon wird wachsen, da auch andere Branchen merken, in wessen Hand sie geraten sind.