Das neue irische Tagebuch

Der Kempener Hugo Hamilton, Sohn eines Dubliners, ist Heinrich Böll 50 Jahre später auf die grüne Insel nachgereist.

Düsseldorf. "Du habest traurige Augen gehabt, sagten sie", schreibt er, "unter der schwarzen Baskenmütze", für die er bekannt war. Er ist Heinrich Böll, der deutsche Literatur-Nobelpreisträger, dessen "Irisches Tagebuch" vor fünfzig Jahren erschien. Und zu dem es jetzt eine Art Neuauflage gibt.

Ein neues und ungemein liebenswürdiges "Irisches Tagebuch" also, das in seinem Titel "Die redselige Insel" zugleich die schönste und auch von Böll so geliebte irische Kunst porträtiert, die Welt und das Leben als etwas zu begreifen, das nur durch das Fabulieren begreifbar wird.

Das war damals noch "comhar", eine spezifische Form von Nachbarschaft und Zugehörigkeit. Sie dürfte es kaum noch geben, dafür verbindet das gemeinschaftliche Gebrüll im Rugby-Stadion umso mehr. Aber auch die Haltung jener fünf Dickschädel aus Rossporzt, die lieber in den Knast wandern als dem Bau einer Gaspipeline vor ihrer Haustür zuzustimmen.

Und je länger man liest, um so mehr sehnt man sich wieder nach den von Hamilton so intensiv geschilderten Düften und Farben dieser einzigartigen Insel. Was für ein scharfsinniges Porträt!