Deutscher Buchpreis: Die „Mittagsfrau“ schlägt alle aus dem Feld
Deutscher Buchpreis: Die Jury entscheidet sich für einen Roman über das 20. Jahrhundert.
Frankfurt. Die Schriftstellerin Julia Franck hat es geschafft: Sie gewinnt den zum dritten Mal verliehenen und bereits renommierten, mit 37 500 Euro dotierten Deutschen Buchpreis zum Aurftakt der Frankfurter Buchmesse. Es war bis zuletzt ein spannendes Rennen, denn auf der Shortlist hatten sich mit mit Thomas Glavinic, Michael Köhlmeier, Katja Lange-Müller, Martin Mosebach und Thomas von Steinaecker nur noch Handverlesene versammelt.
Im goldenen Berlin, wohin es sie und ihre Schwester verschlägt, werden lockere Salons geführt und Kokain geschnupft, ist an ein Studium nicht zu denken. Mit "aller Unbedingtheit und ohne Furcht" zu lieben, gelingt ihr nur sehr kurz. Ihre Ehe mit dem Nationalisten Wilhelm ist ein reines Zweckbündnis, in der sie Gewalt und erneute Misshandlungen auf sich nehmen muss. Ihre Kraft ist bald erschöpft.
So lässt sie, der Krieg hat gerade geendet und die Russen wüten aufs Schlimmste in Stettin, auf der Flucht den kleinen Peter auf einer Bank im Bahnhof sitzen. "Ich komme gleich wieder" - eine gelogene Verheißung. Doch wie Franck diese tiefenpsychologische Diskrepanz sprachlich ausbreitet und erzählt, ihr einen Spielraum gibt, ihre Verlorenheit zu spiegeln, das war preiswürdig.