Gesellschafter-Streit: Endspiel im Suhrkamp Verlag
Im Streit zwischen den Gesellschaftern verschafft ein gerichtlicher Schutzschirm dem Haus eine Atempause. Wie es weiter geht, ist offen.
Berlin. Nach dem Antrag auf einen gerichtlichen Schutzschirm soll der Suhrkamp Verlag grundlegend umgebaut werden. Der nun von Suhrkamp ernannte Generalbevollmächtigte Frank Kebekus hält eine Änderung der Rechtsform für möglich, um den Streit zwischen der Mehrheitsgesellschafterin Ulla Unseld-Berkéwicz und dem Minderheitsgesellschafter Hans Barlach zu beenden. Das Verlagsgeschäft läuft indes normal weiter.
„Die Honorare der Autoren und die Gehälter der Mitarbeiter sind sicher“, sagte am Dienstag Verlagssprecherin Tanja Postpischil. Sie betonte, dass Suhrkamp nicht zahlungsunfähig sei. Allerdings sei das Unternehmen angesichts der Forderungen der Gesellschafter überschuldet und habe deswegen den sogenannten Schutzschirmantrag gestellt.
Das auf drei Monate angelegte Verfahren soll die Insolvenz verhindern. Der Verlag soll so in eigener Regie saniert werden. Suhrkamp muss nach einem Frankfurter Gerichtsurteil vom 20. März rund 2,2 Millionen Euro als Gewinnausschüttung an Barlach auszahlen. Mit dem Schutzschirm wird die Auszahlungspflicht ausgesetzt.
Der Frankfurter Anwalt Holger Lessing sieht in dem Verfahren Chancen und Risiken. Dieser Weg biete die Chance, „die Autoren komplett zu halten“, sagte der ehemalige Insolvenzverwalter der Verlage Eichborn und Baumhaus. „Was den Streit zwischen den Gesellschaftern angeht: Den bekommen Sie damit nicht weg.“
Kebekus sagte der Wochenzeitung „Die Zeit“, am Ende des Verfahrens „soll ein restrukturierter Suhrkamp Verlag stehen“. Es gebe die Möglichkeit, die Rechtsform des Unternehmens zu ändern, um die Auseinandersetzungen zwischen den Gesellschaftern zu beenden. „Wenn Herr Barlach seinen Wunsch auf Auszahlung der 2,2 Millionen in der zweiten Instanz bestätigt bekommt, müssten seine Forderungen ans Unternehmen insolvenzrechtlich behandelt werden“, sagte Kebekus.
Barlachs Medienholding AG hatte sich über den Antrag auf das Schutzschirmverfahren entsetzt gezeigt. „Nach Ansicht der Medienholding liegt kein Insolvenzgrund vor“, hieß es. Barlach hält 39 Prozent der Anteile am Verlag, Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz 61 Prozent.