Dan Brown: Überbevölkerung drängendstes Weltproblem
Köln (dpa) - Der Bestseller-Autor Dan Brown („Sakrileg“) hat für seinen neuen Roman „Inferno“ das in seinen Augen drängendste Problem überhaupt gewählt: die Überbevölkerung. „Jeden Tag kommen 200 000 Menschen dazu“, sagte der amerikanische Erfolgsschriftsteller am Montag in Köln.
In seinem Buch habe er dieses Weltproblem mit der Höllenbeschreibung aus Dantes „Göttlicher Komödie“ verknüpft. „Beim Lesen über Überbevölkerung merkte ich plötzlich, dass einige der Beschreibungen in Dantes Hölle den Beschreibungen unserer Zukunft durchaus ähneln. Und so bin ich auf die Idee gekommen, einen Bösewicht zu erfinden, der Dante nicht als Geschichte betrachtet, sondern als Prophezeiung.“ Ob dieser Bösewicht allerdings wirklich so böse sei, müsse jeder Leser am Ende selbst entscheiden.
Browns neuer Thriller spielt überwiegend in Dantes Wohnort Florenz. Dort hätten sich ihm für seine Recherchen alle Türen geöffnet, erzählte der 48-Jährige. „Seit "Sakrileg" habe ich Zugang zu Kuratoren, Spezialisten und geheimen Orten.“ Er frage die Experten aber immer auch viele Sachen, die ihn im Grunde gar nicht interessierten - nur, um sie auf eine falsche Fährte zu locken. „Ich versuche, meine Themen geheim zu halten.“ Die Fragen zu Dante habe er immer möglichst beiläufig gestellt.
Zu einer witzigen Begebenheit kam es, als sich Brown durch den Palazzo Vecchio - das Rathaus von Florenz - führen ließ. Er ging durch einen Geheimgang und drückte eine Tür auf. „Und da begann sie sich zu drehen, und mit einem Mal stand ich im Kartenraum des Palazzo Vecchio, der voller Touristen war. Und die haben mich alle angeschaut und gesagt: "Dan Brown ist gerade aus der Wand gekommen!"“
Der Meister der kunsthistorisch unterfütterten Verschwörungstheorie beschrieb sich als einen eher zurückhaltenden Menschen, was auch der Grund dafür sei, dass er nur selten öffentlich auftrete. Mit seinen Büchern wolle er in erster Linie gut unterhalten. Dann gehe es aber immer auch darum, ein wichtiges Thema aufzugreifen. Zudem freue er sich, wenn die Bücher Interesse für die beschriebenen Orte und Kunstwerke weckten. Das sei jetzt auch schon wieder der Fall: „Ich habe gehört, dass der Tourismus in Italien und besonders in Florenz im letzten Jahr rückläufig war, und jetzt hat er in den letzten zwei Wochen schon wieder angezogen.“ In Florenz würden schon Thementouren zu „Inferno“ angeboten.
Durch den Erfolg seiner Bücher habe sich sein Leben nicht sehr geändert, sagte Brown. Das einzige, was er sich zusammen mit seiner Frau geleistet habe, sei ein schönes Haus auf dem Land. Aber drei Jahre nach Erscheinen von „Sakrileg“ habe er immer noch sein altes Auto gefahren. „Meine Frau und ich, wir sind zwei Menschen, die sich für Kunst und Architektur interessieren, nicht für Autos, Schmuck und solche Sachen.“
Seine Beziehungen zum Vatikan seien leider nach wie vor belastet. „Der Vatikan war über "Sakrileg" sehr verärgert.“ Unter anderem wird dort die konservative Organisation Opus Dei in schwärzesten Farben gezeichnet. Brown sagte jedoch: „Ich glaube, dass Religion nur einen Feind hat, und das ist Gleichgültigkeit. Das direkte Gegenteil davon ist die Kontroverse.“ Das Buch habe viele veranlasst, sich wieder bewusster mit ihrem Glauben auseinanderzusetzen, und das sei doch etwas Gutes, auch aus Sicht der Kirche.
Selbst sehe er Religion und Naturwissenschaften keineswegs als Gegensatz. Je mehr er sich mit Mathematik oder Physik beschäftigt habe, desto mehr hätten sich ihm deren religiöse Dimensionen erschlossen. Heute sei er überzeugt: „Wissenschaft und Religion sind in Wirklichkeit zwei verschiedene Sprachen, die die gleiche Geschichte erzählen. Sie sind Partner - keine Feinde.“