Greg-Erfinder Kinney: Blamage im deutschen Restaurant

Köln (dpa) - „Tschuldigung“, sagt Jeff Kinney, der derzeit erfolgreichste Kinderbuchautor der Welt, und zieht sein Handy aus der Hosentasche.

„Ich habe hier gerade fünf Textbotschaften kurz hintereinander bekommen, muss mal eben checken, ob das was Dringendes ist... Nein, ist es nicht.“ Es ist nur sein Sohn, der ihn gerade von der anderen Seite des Atlantiks aus zutextet.

Jeff Kinneys Bücher über den vorpubertären Greg Heffley haben eine Gesamtauflage von 115 Millionen. Seit Jahren steht er beinahe ununterbrochen auf den Bestsellerlisten, auch in Deutschland. Das US-Magazin „Time“ hat ihn 2009 sogar zu einer der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt ausgerufen, weil er so viele Jungen zum Lesen bringt. Es ist die witzige Mischung aus Text und Cartoon, die dieses kleine Wunder bewirkt hat.

Auch Joshua (11) aus Köln ist so einer, der fast ausschließlich Greg liest. An diesem Tag hat er die Möglichkeit, mit seinem Lieblingsautor zu plaudern - denn der ist zu Besuch in Deutschland, um sein neues Buch zu promoten. „Wieviel Greg steckt in dir?“, will der Junge wissen. „Ich würde sagen, Gregs schlimmster Teil ist von mir“, antwortet Kinney (42). „Der Teil, der mir peinlich ist.“

Viele dieser höchst unangenehmen Situationen, in die Greg gerät, hat sein Erfinder selbst durchlitten. Authentisch ist zum Beispiel die Szene, in der sich Greg im zweiten Band in Toilettenpapier einwickelt. Weil Jeff Kinney als Schüler nie gern ins Schwimmbad ging, versteckte er sich vor seinem Lehrer im Umkleideraum. Aber da wurde ihm so kalt, dass er zum Klopapier griff, um sich zu wärmen.

Joshuas Lieblingsszene ist die, in der Gregs kleiner Bruder Manni vor Weihnachten im Spielzeugkatalog so ziemlich alles ankreuzt und daraufhin von Greg den Hinweis bekommt, das werde nicht klappen - er müsse sich für ein paar Dinge entscheiden. Manni bleibt aber dabei und bekommt an Heiligabend tatsächlich alles, was er sich gewünscht hat. „Die Szene ist ein bisschen übertrieben, aber mein kleiner Bruder Patrick war wirklich sehr verwöhnt“, erzählt Kinney.

Es ist jetzt das zweite Mal, dass er Deutschland besucht. Hat er hier auch schon etwas Komisches erlebt, das er für seine Bücher verwenden kann? Die Antwort kommt prompt: „Letztes Jahr waren wir in einem sehr feinen Restaurant, zusammen mit Hunderten von Leuten, und da habe ich gesagt: "Ach, am liebsten würde ich einen Burger essen." Mein Verleger sagte: "Wir besorgen dir einen." Darauf ich: "Nein bitte nicht, das würden die anderen sehen, und dann wäre ich blamiert." Aber der Verleger meinte: "Nein, wir machen es so, dass niemand etwas mitbekommt." 20 Minuten später kamen drei Kellner herein, einer trug ein Tablett, balancierte es hoch erhoben an allen Tischen vorbei, rief "Burger, Burger, Burger!", stellte es direkt vor mich hin, hob den Deckel ab - und da saß ich dann, tief beschämt.“

Zum Schluss will Joshua noch einen Rat: Wie soll man sich in seinem Alter verhalten, wenn man sich wieder einmal irgendwo blamiert hat? Jeff Kinney muss lachen. „Wenn dich deine Kumpels ärgern und du dich wehrst, dann zeigt ihnen das, dass sie Macht über dich haben. Aber wenn du mit ihnen über dich selbst lachst, nimmst du ihnen den Wind aus den Segeln. Ich glaube, sobald man über sich selbst lachen kann, wird das Leben wesentlich einfacher.“

Joshua nickt, aber überzeugt scheint er nicht. Und dann sagt Jeff Kinney noch etwas: „Bei mir selbst hat es sehr lange gedauert, bis das geklappt hat - ich war so Mitte 30.“