Leipziger Buchmesse debattiert über Freiheit im Netz

Leipzig (dpa) - E-Books, digitale Inhalte, Urheberschutz - die Buchbranche sieht sich vor großen Herausforderungen.

Zum Auftakt der Leipziger Buchmesse am Donnerstag bestimmten wichtige Zukunftsthemen viele Debatten und Gespräche an den Messeständen. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) mahnte bei einem Rundgang eine schnelle Regelung der Urheberrechtsreform an. „Der Schutz des geistigen Eigentums muss rechtlich abgesichert werden“, sagte Neumann, der mit Autoren und Verlegern über das Thema sprach.

Doch bei allem technischen Wandel dominiert in den Messehallen das gedruckte Buch. Tausende Besucher drängten sich schon am ersten Messetag an den Verlagsständen, umringten die Autoren bei ihren Lesungen. Bis zum Sonntag werden auf Deutschlands zweitgrößter Buchmesse rund 160 000 Besucher erwartet. Auf dem Leipziger Messegelände präsentieren sich 2071 Verlage aus 44 Ländern.

Autoren wie Ruth Hoffmann, Carolin Emcke, Marion Brasch und Erich Loest stellten ihre Bücher vor, nur einer wollte nicht diskutieren: Christian Kracht sagte nach dem Wirbel um sein Buch „Imperium“ ein geplantes Gespräch ab und gab lediglich eine Signierstunde. „Imperium“ hatte eine hitzige Debatte ausgelöst, nachdem der „Spiegel“ Kracht ein rassistisches Weltbild vorgeworfen hatte.

Mit Spannung wurde am Nachmittag die Bekanntgabe der Preisträger des mit insgesamt 45 000 Euro dotierten Preises der Leipziger Buchmesse erwartet. In der Kategorie Belletristik sind die Autoren Sherko Fatah, Anna Katharina Hahn, Wolfgang Herrndorf, Jens Sparschuh und Thomas von Steinaecker nominiert. Der Preis wird auch in den Kategorien Essayistik/Sachbuch und Übersetzung verliehen.

E-Books und Apps gaben schon einen Vorgeschmack auf das neue digitale Lese-Zeitalter. Besonders das Thema Urheberrecht wurde deshalb heiß diskutiert. Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sprach von einem Kulturkampf, in dem das digitale Medium selbst zur kulturellen Herausforderung werde. „Heißt "Freiheit im Netz" "kostenlos im Netz"?“, fragte Honnefelder bei der Eröffnungsfeier der Buchmesse am Mittwochabend. Dort wurden die beiden Historiker Ian Kershaw und Timothy Snyder mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet.

Auch um die Leseförderung ging es am ersten Messetag. Die Stiftung Lesen und die Leipziger Buchmesse zeichnete erstmals 30 Kinder- und Jugendbücher mit dem „Leipziger Lesekompass“ aus. Die prämierten Titel sollen Freude und Begeisterung fürs Lesen wecken und zugleich Eltern und Pädagogen bei der Leseförderung unterstützen, teilten die Initiatoren am Donnerstag auf der Buchmesse mit.