Mann-Roman im Buchrücken von Hitlers „Mein Kampf“
Das Nationale Befreiungsmuseum 1944—1945 in der niederländischen Stadt Groesbeek bei Nimwegen hat im Buchrücken dreier niederländischer Ausgaben von Hitlers „Mein Kampf“ Auszüge aus Thomas Manns Roman „Buddenbrooks“ entdeckt.
Groesbeek. Das Nationale Befreiungsmuseum 1944—1945 in der niederländischen Stadt Groesbeek bei Nimwegen hat im Buchrücken dreier niederländischer Ausgaben von Hitlers „Mein Kampf“ Auszüge aus Thomas Manns Roman „Buddenbrooks“ entdeckt. Unklar ist noch, ob es sich dabei um einen Zufall oder einen kleinen Akt des stillen Widerstands handelt.
Wie das Museum mitteilt, war dem Kurator das Roman-Fragment zunächst an einem Buchexemplar mit einem beschädigten Rücken aufgefallen. In der Museumssammlung entdeckte er dann zwei weitere Ausgaben von „Mein Kampf“ mit Romanauszügen im Buchrücken.
Ein Geschichtsforscher untersuchte in der Folge das Herstellungsverfahren der fünften Auflage der niederländischen „Mein Kampf“-Ausgabe, aus der alle betroffenen Bücher stammen. Sie wurden in Nimwegen gedruckt und bei einer Buchbinderei in Duivendrecht bei Amsterdam gebunden. Das Kriegsarchiv der Buchbinderei weist aber große Lücken auf.
Während des Krieges wurden zunehmend Altpapierstreifen zum Kleben des Buchrückens verwendet. Es könnte daher sein, dass „Boodenbrooks“-Ausgaben, die durch die NS-Zensur unverkäuflich geworden waren, als Bindematerial verwendet wurden. Denkbar ist aber auch, dass die Verwendung ein bewusster Protest war. Thomas Mann musste wegen seiner Kritik an den Nazis 1936 aus Deutschland fliehen und gab im Exil in Nimwegen die Schrift „Das Problem der Freiheit“ heraus.
Für den 1901 erschienenen Roman „Buddenbrooks“ erhielt er 1929 den Literaturnobelpreis. Die Ausgaben von „Mein Kampf“ mit den Mann-Auszügen sind jetzt im Museum ausgestellt.