Michel Houellebecq tritt in Köln auf
Köln (dpa) - Mit so viel Spannung ist schon lange keine Autorenlesung mehr erwartet worden: In Köln will der französische Schriftsteller Michel Houellebecq (56) am Montagabend seinen Roman „Unterwerfung“ vorstellen.
Er spielt im Jahr 2022 in Frankreich, und der Autor kritisiert darin sowohl das abgewirtschaftete Establishment als auch die Islamisten, die in die Lücke stoßen.
Es ist Houellebecqs erster öffentlicher Auftritt seit dem Erscheinen des Buchs und dem Mordanschlag auf „Charlie Hebdo“. Wie eine Sprecherin am Mittag nochmals bestätigte, soll alles wie geplant ablaufen.
Demnach will Houellebecq um 19.30 Uhr im „Depot 1“, dem Ausweichquartier des Kölner Schauspiels mit 600 Plätzen, auftreten. Die Veranstaltung ist restlos ausverkauft. Ein Schauspieler wird auf Deutsch aus dem Buch lesen, und anschließend diskutiert Houellebecq mit dem Moderator des Abends, Nils Minkmar. Der Europa-Kulturkorrespondent der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ besitzt die deutsche und die französische Staatsbürgerschaft.
Das Buch, dessen deutsche Übersetzung vor knapp einer Woche erschienen war, schildert, wie bei der Präsidentschaftswahl 2022 Marine Le Pen, die Kandidatin des rechtsextremen Front National (FN), im ersten Durchgang gewinnt. Um ihren Sieg bei der Stichwahl zu verhindern, unterstützen Sozialisten und Konservative einen gemäßigten muslimischen Kandidaten.
Der Roman war am 7. Januar in Frankreich erschienen. Am selben Tag hatten zwei islamistische Attentäter in der Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in Paris zwölf Menschen ermordet. „Charlie Hebdo“ hatte eine Karikatur über den Autor auf der Titelseite.
Der DuMont Buchverlag hatte „Unterwerfung“ am vergangenen Mittwoch in einer Auflage von 100 000 Exemplaren auf den deutschen Markt gebracht. Der Roman verkaufte sich sofort gut, eine zweite Auflage mit 50 000 Stück ist schon in Arbeit. Der Auftritt Houellebecqs in Köln ist der einzige, der bislang geplant ist.