Über medizinische Versuche an Frauen in Auschwitz
Hamburg (dpa) - Im Oktober 1955 sieht Augusta Nathan während eines Deutschlandaufenthaltes ihren Peiniger zufällig im Fernsehen.
Carl Clauberg ist nach zehnjähriger Kriegsgefangenschaft aus Russland zurückkehrt und will nun wieder als Arzt tätig werden. So als sei nichts geschehen. Als habe er nicht in Auschwitz an fürchterlichen medizinischen Versuchen teilgenommen, Hunderte von jüdischen Frauen zwangssterilisiert, darunter Augusta Nathan. Sie erstattet Strafanzeige. Doch noch bevor Clauberg der Prozess gemacht werden kann, stirbt er. Augusta Nathan aber muss weiter mit ihrem Trauma, ihren Verletzungen leben.
Diese und andere Schicksale schildert der Journalist Hans-Joachim Lang in seinem Buch „Die Frauen von Block 10. Medizinische Versuche in Auschwitz“. Von rund 800 Frauen, die im Block 10 misshandelt wurden, haben 300 überlebt. Mit einigen wenigen konnte der Autor noch persönlich sprechen. Zudem hat er schriftliche Quellen ausgewertet. Entstanden ist so ein erschütterndes Dokument, das nicht den Tätern, sondern den Opfer eine Stimme gibt.
Hans-Joachim Lang: Die Frauen von Block 10. Medizinische Versuche in Auschwitz. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, 319 Seiten, 22,99 Euro, ISBN 978-3-455-50222-0