Wer überzeugt beim Bachmann-Preis?
Klagenfurt (dpa) - Ronja von Rönne sieht zufrieden aus. Die Teilnahme am Ingeborg-Bachmann-Preis hat sich für sie schon jetzt ein bisschen gelohnt.
Zwei Tage vor der eigentlichen Preisverleihung durfte die 23-Jährige am Freitag eine besondere Auszeichnung entgegennehmen: Jury-Mitglied Klaus Kastberger verlieh ihr seinen inoffiziellen „Nebenpreis“ für den schönsten ersten Satz im Wettbewerb. Der lautete: „Ich wache auf und es geht mir schlecht.“
Die Lesung der „Welt-Redakteurin“ bei den 39. „Tagen der deutschsprachigen Literatur“ war mit Spannung erwartet worden. Erst kürzlich hatte von Rönne mit dem Artikel „Warum mich der Feminismus anekelt“ für Aufregung gesorgt - und eine heftige Debatte im Netz ausgelöst. Im österreichischen Klagenfurt präsentierte sie mit „Welt am Sonntag“ einen Text über eine Protagonistin, die angeödet und gelangweilt vor Sinnlosigkeit durch die kalten Straßen von Karlsruhe läuft.
Damit überzeugte die Autorin am Freitag längst nicht alle Mitglieder der Jury. Vor allem Meike Feßmann fand harte Worte: „Ich finde das provozierend, in Hinsicht darauf, welche Banalität mir da als etwas Besonderes verkauft werden soll.“ Hubert Winkels, der die 23-Jährige zum Wettbewerb eingeladen hatte, sprang der jungen Autorin bei: Ihr Text lehre ihn viel „über existenzielle Befindlichkeit“, er sei „von seinem unmittelbaren Berührungsgehalt sehr, sehr stark.“
Für die Autoren gilt bei diesem Wettlesen: Jedes Lob mitnehmen. Denn die Jury wird wegen ihrer offenen und teils harten Kritik traditionell zugleich geliebt und gefürchtet. Auch am Freitag, dem zweiten Tag der diesjährigen Lesungen, warf das Gremium nicht gerade mit Lobesworten um sich. Die Einzige, die die Jury komplett überzeugen konnte, war die Schweizer Autorin Monique Schwitter. Der Text sei „wirklich glänzend und gelungen, sagte beispielsweise Klaus Kastberger.
Weniger Anklang bei den Kritikern fanden der in Klagenfurt geborene Autor Peter Truschner, die Wiener Hörspielregisseurin Falkner und der Deutsche Tim Krohn. Damit gesellte sich am zweiten Tag des Wettbewerbs nur Monique Schwitter zu Nora Gomringer und Valerie Fritsch, die am Vortag gelesen hatten, in den Kreis der Favoritinnen.
Dass aber auch das „Dabei sein“ schon belohnt wird, brachte die in Bamberg lebende Autorin Gomringer in einem Interview des Senders 3sat auf den Punkt. „Die nächsten zwei, drei Bücher haben eine gewisse Aufmerksamkeit“, sagte die Autorin, die am Donnerstag für ihren Text „Recherche“ viel Lob erhalten hatte.
Insgesamt kämpfen bei dem Wettbewerb um den prestigeträchtigen Bachmann-Preis 14 Autoren um den Titel. Drei Tage lang treten sie mit ihren noch unveröffentlichten Texten vor die Jury. Die Preise werden am Sonntag (5. Juli) verliehen. Der Hauptpreis ist nach der österreichischen Autorin Ingeborg Bachmann (1926-1973) benannt und mit 25 000 Euro dotiert.