„Wolferl“ war verschwenderisch
Autor Günther G. Bauer stellt sein Buch „Mozart. Geld, Ruhm und Ehre“ vor.
Salzburg. Mozart ist keinesfalls ein armer Schlucker gewesen, das Musikgenie hat nur weit über seine Verhältnisse gelebt. Das will der Salzburger Autor und Mozartforscher Günther G. Bauer und sein Team in akribischer Recherchearbeit nachgewiesen haben, nachzulesen in dem Buch "Mozart. Geld, Ruhm und Ehre". Am 10. April stellt Bauer seine Arbeit in Salzburg vor.
Fünf Jahre hat das 24-köpfige Team führender internationaler Mozartforscher - von Salzburg und Wien über Zürich bis Tokio - Mozarts Finanzen in dessen Wiener Jahren (1781-1791) auf Kreuzer und Pfennig nachgerechnet. Das Ergebnis: Mozart war doppelt so reich als man bisher wusste. Er hatte nach Angaben der Forscher in dieser Zeit ein Jahreseinkommen von durchschnittlich 5000 Gulden. Zum Vergleich: Joseph Haydn hatte bis 1790 ein Jahresgehalt von 2000 Gulden, ein Schulmeister 22 und Mozarts Dienstmädchen sogar nur 12 Gulden.
Dass Mozart doch kein armer Schlucker war, behaupteten auch schon andere Forscher. Mangels Belegen waren die Ergebnisse aber wenig überzeugend. Bauer kam der Zufall zu Hilfe: Vor fünf Jahren stolperte er über eine "Rechnungstafel für Beamte", die detailliert die Kosten für ein standesgemäßes Leben in Wien 1788 vorrechnete. Dies übertrugen die Forscher auf Mozart.
Penibel recherchierten sie die Kosten von Mozarts Alltagsleben - von Wohnungen, Instrumenten, Möbeln, exquisiten Kleidern oder Reisen bis zu vermeintlichen Kleinigkeiten wie Ausgaben für Kerzen, Kutschfahrten, Notenpapier oder das Markgrafenpulver, das er gegen Erkältungen nahm. Auf der Habenseite wiederum erforschten sie, wie viel Mozart einnahm durch Kompositionen, Konzerte, Unterricht oder Geschenke seiner adeligen "Fans".
Dabei entdeckte das Team "mehr als 100 neue Dokumente", wie Bauer betont, "auf die haben wir dann aufgebaut". So zum Beispiel zwölf Preislisten, darunter die des Schneiders und des Weinhändlers: "Ich weiß genau, was er für eine Flasche Champagner bezahlen musste oder einen Krug Bier", sagt Bauer. Auf diesem Wege habe sich beispielsweise auch die bis dato "armselige Vorstadtwohnung", in der unter anderem die Jupiter-Symphonie entstand, als komfortable Sieben-Zimmer-Wohnung samt Stall für zwei Pferde entpuppt.
Das Bild vom "armen Mozart" stimme nur insoweit, als dass "Wolferl" mit seinem vielen Geld nicht auskam: "Mozart hat sein Geld in einem aristokratischen Lebensstil verlebt, der ihm nicht zustand", erklärt Bauer. Glücklicherweise ging er aber mit seinem musikalischen Genie genau so verschwenderisch um. So schreibt Bauer im Kapitel über Mozarts luxuriöse Gaumenfreuden und Trinkgelage, für die dieser 17 Prozent seines Geldes ausgab: "Das tun manche von uns auch. Allerdings ohne ein musikalisches Werk voll ewiger Schönheit zu hinterlassen."
"Mozart. Geld, Ruhm und Ehre", Günther G. Bauer, Bock Verlag