Abschied von Nine Inch Nails
Die letzte Live-Tournee heißt „Wave Goodbye“.
Düsseldorf. Abschiedstouren sind bittersüß und meist etwas Besonderes. 20 Jahre nach dem Debütalbum "Pretty Hate Machine" beendet die Industrial-Rockband Nine Inch Nails ihre internationale Bühnenlaufbahn. Auf dem Musik- und Kunst-Festival Bonnaroo in Tennessee erklärte Bandchef, Sänger und Songwriter Trent Reznor, genug vom Touren zu haben.
So heißt die letzte Welttournee der von nun an ausschließlich im Studio produzierenden Formation "Wave Goodbye". Die Konstitution des 44-Jährigen wird nicht das Problem gewesen sein. Seinen 4000 Fans, größtenteils Anhänger der Gothic-Kultur im schwarzen Look mit blassem Teint, demonstriert er in knapp zwei Stunden Show Fitness und Spiellust. Mit dunklen Akkorden und stampfenden Drums ebnet die Band den Weg für die ersten Hits einer Karriere, die 1988 ihren Lauf nahm, als Multiinstrumentalist Reznor nahezu im Alleingang seinen unverwechselbaren Stil aus harten Gitarren und kalter Elektronik schuf. Entgegen früherer Konzerte, deren Sound stärker künstlich geprägt war, fiel der Abschieds-Gig in der Düsseldorfer Philipshalle wesentlich Gitarren-lastiger aus, angefangen bei "Terrible Lie" vom allerersten NIN-Album.
Trotz seiner 20 Jahre geht es direkt ins Ohr und klingt alles andere als angestaubt. So wie ihm hat Reznor allen Liedern für die Tour ein neues Kostüm verpasst - selbst die hartgesottensten Fans werden während des Best-ofs aus acht Studioalben etliche Überraschungen erleben. Monumental auch die Version von "March Of The Pigs", ein Stück des Durchbruchalbums "The Downward Spiral" von 1994.
Beinahe noch gewaltiger die dazugehörige Lightshow: Im krassen Gegensatz zum düster gekleideten Publikum blendet sie mit grellweißem Licht aus hunderten von Scheinwerfern. Während das Nachbild noch die Augen befleckt, startet Ex-Guns ’N’ Roses-Gitarrist Robin Finck ein überleitendes Solo zu den absoluten Höhepunkten des Programms.
Denn wie sollte es anders sein: Das Beste kommt zuletzt. Nach umjubelten Darbietungen, in denen Reznor mit Knaller wie "I’m Afraid Of Americans" (ursprünglich gesungen David Bowie) wiederauferstehen lässt, folgen jetzt erst die großen Hits.
Die Power-Nummer "Head Like A Hole" bringt die Masse zum Mitsingen, und das langsame "Hurt", das Johnny Cash kurz vor seinem Ableben als Cover-Version veredelte, beruhigt das Gemüt der Fans. Den Schluss dieses Abends bildet "The Day The World Went Away" - ein monumentales Werk, das, wie die Karriere der Nine Inch Nails, endet, wenn’s am schönsten ist.