Artisten-Legende Konrad Thurano: Die ganze Welt war seine Bühne

Mit 98 Jahren fiel für Opa Thur der letzte Vorhang. Er schlief friedlich ein.

Düsseldorf. Der 4. April war seit Jahren ein besonderer Tag im Apollo Varieté. Dann wurde Geburtstag gefeiert. Auch in diesem Jahr, als Konrad Thurano 98 Jahre alt wurde, zusammen mit Sohn John-John die Kerzen auf der riesigen Geburtstagstorte auspustete, um anschließend mit jungen Artistinnen zu flirten. Es sollte der letzte Auftritt in seiner Heimatstadt gewesen sein. Am Dienstagabend starb der älteste Artist der Welt im Haus seiner Tochter im dänischen Langeskov, wo er in den vergangenen Jahren wohnte. Opa Thur ist friedlich eingeschlafen.

Einen Steinwurf weit weg vom neuen Apollo ging das Düsseldorfer Urgestein zur Schule. Eigentlich wollte er Bankkaufmann werden, doch dann verschlug es den damals 16-Jährigen zum fahrenden Volk. Bereits 1924 hatte er seinen ersten Auftritt im alten Apollo, damals mit der Artistentruppe Pascas. Thurano sollte der einzige Artist sein, der in beiden Apollo-Theatern aufgetreten ist.

Seine Bühne war die ganze Welt. Während der Kriegsjahre verschlug es ihn nach Südafrika, er trat in Los Angeles und im Iran auf. Seit 1968 zusammen mit seinem Sohn John-John als "verrückter Drahtseilakt". Aufgetreten ist der Düsseldorfer mit Größen wie Charlie Chaplin, Sammy Davis jr., Bing Crosby oder Charlie Rivel. Berühmt war Thurano für seine Klimmzüge an einem Finger, mit denen er bis zuletzt das Publikum begeisterte.

Eigentlich hatte sich Thurano schon zur Ruhe gesetzt, als Roncalli-Chef Bernhard Paul ihn vor zehn Jahren für das neue Apollo verpflichtete. Opa Thur wurde zum Publikumsliebling und trat auch wieder in anderen Varietés auf. Zwischendurch legte Thurano immer wieder längere Pausen bei seiner Familie in Dänemark ein und schottete sich von dem schrillen Unterhaltungsbusiness ab. Noch im Juli besuchte er die Generalprobe der Jubiläumsshow im Apollo und wollte bald wieder hier auftreten...