Christoph Schlingensiefs Operndorf wächst

Vier Jahre nach dem Tod des Theatermachers macht sein Afrika-Projekt einen weiteren großen Schritt vorwärts.

Christoph Schlingensiefs Operndorf wächst
Foto: dpa

Berlin. Es war der letzte Lebenstraum von Christoph Schlingensief: Mit einem Operndorf in Afrika wollte der Theater- und Filmemacher eine kulturelle Begegnungsstätte schaffen, die Leben und Kunst zusammenführt. Nach einer Schule für 300 Kinder wird im armen Burkina Faso jetzt in einem zweiten Schritt eine Krankenstation eröffnet. Sie bietet 5000 Menschen aus den umliegenden Dörfern Hilfe, bis zu 20 Kinder im Monat sollen dort auf die Welt kommen.

„Wenn ein neugeborenes Baby schreit, dann ist das die wahre Opernmusik“, hatte Schlingensief einmal gesagt. Die Grundsteinlegung für das Dorf etwa eine Autostunde von der burkinischen Hauptstadt Quagadougou entfernt hatte der Regisseur im Februar 2010 noch miterlebt — bereits schwer von seiner Krankheit gezeichnet. Einige Monate später starb er mit 49 an Lungenkrebs.

„Ich freue mich sehr, dass wir nun die Krankenstation eröffnen können“, sagt seine Witwe Aino Laberenz (33), die das Projekt mit großem Elan weiterführt. „Für Christoph war Krankheit und Versorgung etwas Grundsätzliches — existenziell wie eben die Kunst, die sich wieder in der Realität verortet.“

Das Konzept für das 800 Quadratmeter große Haus stammt erneut von dem preisgekrönten Architekten Francis Keré, den Schlingensief früh für das Projekt gewinnen konnte. Der Sohn eines burkinischen Häuptlings hat schon für mehrere Schulen in Afrika ein natürliches Kühlkonzept entwickelt. Auch bei der Krankenstation sind die Mauern aus 30 Zentimeter dicken, selbstgebrannten Ziegeln gebaut. Ein ausgeklügeltes Doppeldach mit Kamin-Effekt sorgt dafür, dass die Hitze nach oben abzieht. Selbst bei 40 Grad bleibt es innen mit 25 Grad kühl.

„Die Architektur sieht kompliziert aus, aber alle Materialien werden auf der Baustelle erarbeitet“, sagte Keré. Mit der Krankenstation, die am Samstag offiziell eröffnet wird, hat das Operndorf inzwischen 24 Gebäude — neben der Schule auch Häuser für Lehrer, Angestellte und Gäste, Werkstätten, ein Tonstudio und eine Kantine.