Dreistündige Neuinszenierung Claus Peymanns „König Lear“ in Stuttgart mit paar Buhrufen
Stuttgart (dpa) - Altmeister Claus Peymann hat sich rund 40 Jahre nach seiner Intendanz am Schauspiel Stuttgart mit einer gut dreistündigen Neuinszenierung der Tragödie „König Lear“ zurückgemeldet.
Dabei musste der 80-jährige Regisseur am Freitagabend einige lautstarke Buhrufe hinnehmen.
Zum insgesamt mit langem Applaus bedachten 13-köpfigen Ensemble des Shakespeare-Klassikers gehörten Martin Schwab in der Titelrolle ganz in Weiß und Lea Ruckpaul in der Doppelpartie als Königstochter Cordelia und als Hofnarr.
Etliche Gäste sprachen in der Pause und am Ende von einer „sterbenslangweiligen und konventionellen Inszenierung“ des Klassikers von William Shakespeare (1564-1616) um den 80-jährigen König Lear. Peymann hatte angekündigt, Shakespeare treu zu bleiben und sich ganz auf die Struktur des Stücks - in der Übersetzung von Wolf Baudissin in moderner Sprache - zu konzentrieren. Die Narrenlieder der Königstragödie spielte er in der Fassung von Peter Handke.
Der Regent Lear hängt auf der in Stuttgart nur mit einem Kreidekreis und dezentem Neonröhren-Licht aufgehellten schwarzen Bühne seine Krone an den Nagel. Er vermacht sein Reich an zwei seiner drei Töchter, die den alten Vater dann prompt loswerden wollen. Lear verfällt - begleitet von Gewitter und reichlich Theaterdonner - dem Wahnsinn mit reichlich tödlichen Folgen für das Leben am Hof.
Nach Jahren als „Theaterkönig“ sei er froh, auf Einladung von Intendant Armin Petras als Angestellter an seine frühere Wirkungsstätte zurückzukehren, hatte Peymann in einem Zeitungsinterview gesagt. Er war von 1974-1979 Intendant am Schauspiel Stuttgart - und wollte nun mit einer neuen Regiearbeit das Stuttgarter Publikum begeistern. Den Shakespeare-Klassiker sah er dabei als Trauerspiel und Komödie zugleich. Im Publikum gab es einige Lacher. Im vergangenen Jahr hatte Peymann seinen Abschied als Intendant des Berliner Ensembles genommen.