Der Essener Ring endet im Niemandsland

Essen. Mit der "Götterdämmerung" hat Essen jetzt seine "Ring"- Tetralogie abgeschlossen. Der australische Regisseur Barrie Kosky verlegt die Handlung in ein Niemandsland: Leere Bühne, mobile Stellagen werden auf offener Szene installiert, die angedeuteten Räume könnten überall sein, eher in Nevada als am Rhein.

Das Schicksal (Nornen) ist ein Umzugsunternehmen. Es liefert in großen Pappkartons, aus denen die Auf- und Abtritte erfolgen. Wer stirbt, wird gnadenlos per Kiste entsorgt. Am Schluss ist nichts mehr übrig. Befreiung heißt am Ende nur, dass die Sänger nach fünf Stunden Arbeit nach Hause gehen können. Von Wagner ist keine Spur geblieben.

Stefan Soltesz hat auch für den vierten Abend kein wirklich überzeugendes Dirigat entwickelt. Die thematische Arbeit bleibt ihm fremd. Er behandelt die Partitur orchestral, nicht dramatisch. Er erzählt und kommentiert nicht, was auf der Bühne geschieht, sondern sucht nach Klangfarben. Einsätze stolpern daher, im Blech wackelt die Intonation, die Dynamik ist meist kurzatmig. Das Ensemble schlägt sich tapfer. Jeffrey Boyd (Siegfried) strahlt trotz fiebriger Erkältung; Caroline Whisnand gibt Brünnhilde als männermordende Domina. Stimmlich hervorragend Attila Jun als Hagen und Ieva Prudnkovaite als Waltraute. Brachial der Chor als Horde brutaler Skinheads. eng