Wer kann sich Theater leisten?
Bei den kleinen Bühnen regiert der Rotstift, die großen Häuser bleiben meist verschont.
Wuppertal/ Düsseldorf. Wuppertal bangt um sein Theater, Düsseldorf investiert kräftig in die Sanierung: Die Situation der Theater in der Region ist grundverschieden.
Das Düsseldorfer Theater plagen keine Existenzsorgen - dort wird das Schauspielhaus für 12,9 Millionen Euro saniert - die Kosten teilen sich die Stadt und das Land. Weitere 23 Millionen Euro hatte der Umbau einer weiteren Produktionsstätte, dem Central am Hauptbahnhof, gekostet.
Währenddessen sind die nebenan zum bundesweiten Symbol für die Finanzkrise geworden. Wegen des großen Haushaltslochs plant die Stadt in ihrem Sparkonzept bis 2014 den Zuschuss für die zwei Spielstätten Schauspielhaus und Oper um zwei Millionen auf 8,9 Millionen Euro zu kürzen.
Das Gutachten einer Unternehmensberatung gibt den Wuppertaler Bühnen nur als Ein-Sparten-Theater eine Zukunft. Die Entscheidung über die Einsparungen und die künftige Bühnen-Struktur wird Anfang 2011 getroffen.
Große Häuser wie in Berlin bleiben dagegen vom Rotstift verschont. Mit drei Opern und einem halben Dutzend großen Theatern bietet die Hauptstadt ein Angebot an Hochkultur wie keine andere deutsche Stadt. Trotz der allgemein desolaten Finanzlage sind die Ausgaben für Kultur in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
Für 2010/ 2011 ist ein Plus von zehn Millionen Euro vorgesehen, um die Tarifsteigerungen in den Häusern abzufangen. "Im Gegensatz zum bundesweiten Trend geben wir ein klares Bekenntnis zu Kulturmetropole Berlin ab", sagt Kultursstaatssekretär André Schmitz. "Die Stärken in der Krise zu stärken, zahlt sich aus."
Auch in der Finanzmetropole Frankfurt bleiben Oper und Schauspiel von Kürzungen bisher verschont. Die Städtischen Bühnen erhalten seit Jahren einen konstanten Zuschuss von gut 61 Millionen Euro. 2008 übernahm die Stadt auch die Kosten der Tariferhöhungen.
Das Staatsschauspiel in München meldet konstante Zuschüsse zwischen 21 und 23 Millionen Euro. Auch die Tarifsteigerungen wurden bisher ausgeglichen. Wie es weiter aussieht, ist noch offen. "Man wird sparen müssen", sagt eine Sprecherin des Kultusministeriums, "im Bereich der Kultur ist das Sparen jedoch schwer."
In Stuttgart ist die Lage des Staatstheaters stabil. Für die Betriebskosten gab es von Stadt und Land zusammen 2009/ 2010 einen Zuschuss von 74,5 Millionen Euro, 2010/ 2011 ist es wegen der steigenden Lohnkosten knapp eine Million mehr. An der Grundsanierung des Hauses für 52 Millionen Euro beteiligen sich die Staatstheater mit gut vier Millionen Euro aus ihren Rücklagen.
Nachdem in Hamburg Intendant Friedrich Schirmer kürzlich wegen des Streits um Geld seinen Rücktritt erklärt hatte, folgte vergangene Woche die zweite Hiobs-Botschaft: Die öffentlichen Zuwendungen werden für die Spielzeit 2010/ 2011 um jährlich 1,2 Millionen Euro auf insgesamt 18,5 Millionen Euro gekürzt.
Marc-Oliver Hendriks vom Stuttgarter Staatstheater rief dazu auf, sich Einschnitten gemeinsam zu widersetzen: "Das Hamburger Beispiel zeigt, dass ein geschlossenes und solidarisches Zusammenwirken aller Theaterschaffenden wichtig wäre."