Schrott rattert im Waldfrieden
Tony Cragg zeigt Spätwerke von Jean Tinguely.
Wuppertal. Im Skulpturenpark Waldfrieden schaukelt und rattert es in der Ausstellungshalle. Runde Gussformen mit Industrie-Bemalung haben ihren theatralischen Auftritt. Es drehen sich simple Drähte, als wollten sie zu Raumzeichnungen werden.
Es flattert abgewetzter Schaumstoff wie eine phantastische Fahne über einer elf Meter breiten Schauwand. Das Tinguely-Museum aus Basel trennt sich bis Mitte Dezember von drei Werken Jean Tinguelys (1925-1991), der mit seinen urigen Maschinen der Plastik neue Impulse gab.
Dieses Schweizer Urgestein, das den Großteil seines Lebens in Paris verbrachte, ersetzte traditionelle Werkstoffe wie Bronze oder Stein durch Fundstücke aus bankrotten Gießereien, Garagen und vom Flohmarkt.
Der langjährige Restaurator des Museums, Jean-Marc Gaillard, weiß, wie rustikal der gelernte Schaufensterdekorateur an seine Kunst heranging: "Das wurde alles schnell verschweißt. Nach 25 Jahren fällt eine Mutter dann einfach ab, und ich befestige sie wieder."
Auch sonst war Tinguely kein Pedant: "Wenn eine Arbeit nicht auf den Lkw passte, ließ er ein Stück abschneiden." So eine Kunst fasziniert Tony Cragg, den Schöpfer des Wuppertaler Skulpturenparks, der ursprünglich auch Fundstücke in Form brachte.
Drei herrliche Werke sind in Wuppertal zu sehen, darunter "Letzte Zusammenarbeit mit Yves Klein", das Tinguely 26 Jahre nach dem Tode des Freundes schuf und mit den Worten signierte: "Yves Klein, 62 gestorben, ohne es mit Tinguely abgesprochen zu haben." Tinguely achtete darauf, dass die Arbeit die typischen Klein-Farben Blau, Gold und Rosa enthält, beließ es jedoch bei Industriefarben. Zusätzlich kommt Witz ins Spiel, wenn sich Holzlatten beim Drehen streiten.
"Friedrich Engels" und "Martin Heidegger" sind freie, freche Assoziationen zu den Geistesgrößen der Moderne. Die Keramikgriffe an WC-Spülungsketten tänzeln, als wolle Engels die Gedanken der Bourgeoisie mit Toilettenwasser in den Orkus schicken. Der Rest eines Bettgestells wirkt wie eine Spirale, das Zeichen für die Unendlichkeit. Tinguely war eigenwillig als Bauherr.