Der größte jüdische Schatz
In Erfurt wurde eine verloren lange verschüttete Synagoge restauriert. Sie ist jetzt Museum.
Erfurt. Die Alte Synagoge in Erfurt ist eine der ältesten erhaltenen Synagogen Europas. Das um 1100 gebaute und mit Millionenaufwand sanierte Haus präsentiert mit dem Gold- und Silberschatz eines jüdischen Kaufmanns und der größten jüdischen Bibel aus Pergament einzigartige Zeugnisse der im Mittelalter bedeutenden jüdischen Gemeinde in Erfurt. Die Synagoge war im 14. Jahrhundert aufgegeben worden und dann in Vergessenheit geraten.
Für Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, ist die Dauerausstellung ein wichtiger Teil historischer Aufklärung. "Ich wünsche mir, dass das reiche jüdische Erbe Erfurts zu einem besseren Verständnis von Juden und Nichtjuden, aber auch zum Zusammenwachsen der jüdischen Gemeinschaft beiträgt", sagte sie. Dabei hatte sie auch die Juden aus der früheren Sowjetunion im Blick, die heute die Mehrheit der Thüringer Gemeinde stellen.
"Masal tov" - Viel Glück - lautet die Inschrift auf dem goldenen Hochzeitsring. Er ist das bedeutendste Stück des Goldschatzes, der in jüngster Zeit in Paris, London und New York für Aufsehen gesorgt hatte. Der gute Wunsch habe den Jungvermählten wohl kein Glück gebracht, sagte Knobloch zur feierlichen Eröffnung.
Erbaut um 1100, überstand der Bau mit seiner eindrucksvollen Maßwerk-Rosette spätere Judenverfolgungen nur mit Glück. Zu einem Lagerhaus umgebaut, wurde dort einige Jahrhunderte später in einem Ballsaal im Obergeschoss getanzt und gesungen, im Erdgeschoss gegessen und getrunken und im Keller gekegelt. Nur Fachleute wussten, dass in dem Altstadtgewirr von Um- und Anbauten die älteste Synagoge verborgen war.
Von dem jüdischen Versammlungsort künden nur noch einige Fenster und Reste eines umlaufenden Frieses im Innern. Der Thoraschrein beispielsweise musste einem Tor weichen. Der räumliche Eindruck des einst ohne trennende Zwischendecken zwölf Meter hohen Gotteshauses ist im Museum mit einer Lichtsimulation erlebbar. Rund zwei Millionen Euro von der EU, von Bund, dem Land Thüringen und der Stadt Erfurt flossen in die Sanierung und die Ausstellung.
"Das Denkmal ist unser Exponat Nummer eins. Damit kann Erfurt kulturhistorisch und kulturpolitisch richtig punkten", sagte Museumsleiterin Ines Beese. Zusammen mit der erst kürzlich an der Krämerbrücke freigelegten Mikwe, dem traditionellen Bad der Juden, den historischen Friedhöfen und der Kleinen Synagoge will sich Erfurt neben Speyer, Worms oder Prag als eines der wichtigen jüdischen Zentren im Mittelalter präsentieren. Für seine jüdischen Denkmale erstrebt die Stadt die Anerkennung als Weltkulturerbe. Knobloch wünscht dem Haus und dem Plan "Gottes Segen und Masal tov".