Dieter Wedel neuer Intendant der Bad Hersfelder Festspiele

Bad Hersfeld (dpa) - Den „neuen Wedel“ gibt es im kommenden Sommer in Bad Hersfeld zu sehen. Früher galt der Terminus den viel beachteten TV-Mehrteilern, mit denen der renommierte Filmemacher deutsche Fernsehgeschichte schrieb.

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Der „neue Wedel“ - das war so etwas wie ein Gütezeichen, ein Prädikat von besonderem Wert. Es galt etwa den Produktionen „Der Schattenmann“, „Der König von St. Pauli“ oder „Die Affäre Semmeling“. Obwohl sich Dieter Wedel nach dem Ende seiner Intendanz bei den Nibelungenfestspielen in Worms eigentlich wieder dem Film widmen wollte (meine „eigentliche Kernkompetenz“, wie er sagte), macht er nun doch auf der Theaterbühne weiter.

Von Oktober an übernimmt er die Verantwortung für die Bad Hersfelder Festspiele für die Spielzeiten 2015 bis 2018. Das Freilicht-Theaterfestival gilt als eines der namhaftesten im deutschen Sprachraum. Zuletzt lieferte Bad Hersfeld aber auch ein im Chaos versinkendes Trauerspiel. Die fristlose Entlassung des profilierten Theater-Machers Holk Freytag hatte Schlagzeilen gemacht. Nach einem monatelangen und am Ende eskalierten Streit um die Festspiel-Finanzen hatte Bürgermeister Thomas Fehling (FDP) den ihm unliebsamen Intendanten vor die Tür gesetzt.

Danach sah sich Fehling heftiger Kritik ausgesetzt. Das Ensemble protestierte vehement, ging auf die Straße, überreichte eine Unterschriftensammlung. Doch nun ist Fehling mit der Verpflichtung Wedels ein Befreiungsschlag par excellence gelungen. Am Freitag wollen beide mehr dazu erzählen, wie es mit den Festspielen weitergehen soll.

Für Wedel ist es eine Rückkehr in seine Heimat. Hessen liege ihm am Herzen, ließ der 71-Jährige über seine Sprecherin ausrichten. Wedel wurde in Frankfurt geboren, wuchs in Bad Nauheim auf und ist nun wieder ein paar Kilometer weiter in Bad Hersfeld künstlerisch beheimatet. Dort auf der Bühne der bedeutenden romanischen Kirchenruine mit ihrem einzigartigen Flair für Zuschauer und Schauspieler will er einen Neuanfang starten. „Und ich hoffe, dass mir in Bad Hersfeld gelingt, was mir zuvor ja schon sowohl bei meinen Fernsehfilmen als auch am Theater oft gelungen ist, nämlich den Spagat zu schaffen zwischen Anspruch, Qualität und Popularität.“

In Worms verabschiedete sich Wedel in diesem Sommer. Er war dort jahrelang als Regisseur und Intendant tätig. Seine Abschiedsbilanz fiel beachtlich aus. Die Zuschauerauslastung lag zuletzt bei 99,6 Prozent. Mit „Hebbels Nibelungen - born this way“ setzte er einen spektakulären Schlusspunkt.

Generell ist Dr. (phil.) Wedel aber als Regisseur auch nicht unumstritten. Ihm wurde vorgeworfen, bei großen Hollywood-Regisseuren abzukupfern. Auch das Privatleben des Mannes mit dem charismatischen Wuschelkopf geriet schon in die (Boulevard-)Schlagzeilen. Aus der langjährigen Dreiecksbeziehung mit zwei Frauen machte der sechsfache Vater aber nie ein Geheimnis.

Das wird die Entscheidungsträger in Bad Hersfeld jedoch kaum interessiert haben. Für Fehling und seine Magistratskollegen zählen Wedels Verdienste. Der renommierte Regisseur bekam bereits zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Goldene Kamera, den Adolf-Grimme-Preis und den Bambi. Wedels Können sei „die beste Voraussetzung für große Festspiele in der Zukunft“, befand der Rathaus-Chef euphorisch. Ob Wedel dem Ruf des Hoffnungsträgers gerecht werden kann, können die Zuschauer beurteilen, wenn sie im kommenden Sommer den „neuen Wedel“ auf der Theaterbühne sehen.