Düsseldorfer Kom(m)ödchen: „Wir verlängern“

Jubiläum: Deutschlands dienstältestes Kabarett wird 60 Jahre alt.

<strong>Düsseldorf. Zäsuren, so der Volksmund, gibt es alle sieben Jahre. Das Düsseldorfer "Kom(m)ödchen", kein klassischer Freund des Volksmundes, hat sich lieber an einer runderen Zahl orientiert. Denn schicksalhaft wurde es für Deutschlands dienstältestes Kabarett meist zum Ablauf einer Dekade. Auch 2007, das Jahr, in dem die legendäre Bühne ihren 60. Geburtstag feiert, legt einen neuerlichen Meilenstein. Das aktuelle Programm "Couch" gilt mittlerweile als die erfolgreichste "Kom(m)ödchen"-Produktion überhaupt, obwohl der 1993 verstorbene Mitbegründer Kay Lorentz kurz vor seinem Tod den Niedergang des Ensemble-Kabaretts prophezeit hatte. "Wenigstens in diesem einzigen Punkt konnte ich den alten Herrn eines Besseren belehren", sagte sein Sohn, Kay Jr. am Dienstag bei der Präsentation des Buches. Er blieb nüchtern, wie es seine Art ist. Wer ihn kennt, weiß, dass es in ihm vor Freude tobte. Er hat auch allen Grund dazu. Denn 1997, als das Haus 50 wurde, stand es kurz vor dem Aus. Lore Lorentz war 1994 nur ein Jahr nach ihrem Mann verstorben. Lorentz Jr. fuhr mit der Eigenproduktion "Faire Verlierer" einen verheerenden Flop ein. "Aus dieser Zeit weiß ich, wie nah Erfolg und Abgrund nebeneinander liegen", resümierte Lorentz am Dienstag. Diese Erkenntnis ließ ihn 2003 die Kay-und-Lore-Lorentz-Stiftung ins Leben rufen. Daran beteiligt: Düsseldorfer Unternehmer sowie langjährige Freunde wie Harald Schmidt und Thomas Freitag, die im "Kom(m)ödchen" ihre Lehrjahre absolviert hatten.

Ehrensache, dass sie mit Lorentz die Reminiszenz mit Geschichte und Geschichtchen rund um das Düsseldorfer Möbel präsentierten. "Eigentlich", erinnerte sich Schmidt, "war das ,Kom(m)ödchen’ ein patriarchalischer Laden", was angesichts der großen Popularität von Lore ungewöhnlich erscheint. Künstlerisch hatte indes Kay die Fäden in der Hand, holte Freitag ’77 von der Bühne Gießen, Schmidt ’84 vom Theater Augsburg.

"Es freut mich, dass ich immer noch Teil des Ganzen sein darf", hob Schmidt denn auch zur Selbstkasteiung an. "Schließlich bin ich mittlerweile der Verflachung anheim gefallen." Sprach’s und grinste: "Aber der Olli bringt mich wieder rauf, versprochen!"

Der Abschnitt des Buches zur Gegenwart ist mit "Wir verlängern" betitelt. Wieder nüchtern, sicherlich optimistisch, allerdings mit der Hintertür zum Zweifeln. Die Zehnerschritte werden dem Haus weiterhin gut tun. Denn was wäre in sieben Jahren? Rente mit 67? Bewahre!

60 Jahre Kom(m)ödchen, 220 Seiten, 19,90 Euro, Droste