Gastspiel: Für Clown Slava zählt der Schnee von gestern

Der russische Künstler Polunin kommt mit seiner „Snowshow“ nach Düsseldorf.

Bilbao. Mond und Sterne zieren seine Kaffeetasse. Das gleiche Motiv schmückt den Pullover. Fast scheint es, als habe der russische Künstler Slava Polunin sein Bühnenbild mit zum Gespräch genommen. Denn in eine mondbeschienene Schneelandschaft hat er am Abend zuvor die Besucher des plüschigen Theaters in Bilbao geführt. Dort haben sie ihn als gelben Clown getroffen. Eine Reihe Häuschen mit beleuchteten Fenstern hat er wie einen Schlitten hinter sich her gezogen - eine Erinnerung an die sibirische Heimat.

"Schnee ist das Wichtigste", sagt Polunin. Für den 58-Jährigen steht er nicht nur für seine Kindheit in Russland, sondern für Schönheit ebenso wie für Kälte und Tod. Und Schnee gibt es an jedem seiner Abende reichlich: Zu dramatischer Musik von Ravel bis zu beschwingten Klängen von Paolo Conte wehen weiße Schnipsel durch die Reihen.

Über den Köpfen einiger Zuschauer lassen es grüne Clowns gleich säckeweise rieseln. Slavas Tipp: Immer ein bisschen Schnee von gestern in den Taschen bewahren.

"Slava’s Snowshow" - so nennt Polunin das, was er mit seinem Ensemble präsentiert. In unterschiedlicher Besetzung zeigen die gelben und grünen Clowns überall auf der Welt ihre musikuntermalten Bilder. Sie erzählen auf der Bühne keine Geschichte, sondern vermitteln Stimmungen.

Gefangen in einer übergroßen Blase wandelt ein grüner Clown durchs Bild, ein anderer geht getroffen von Pfeilen zu Boden. 1993 hat der heute in einer alten Mühle bei Paris lebende Künstler das Konzept entwickelt; früher tourte er mit Cirque Du Soleil. Eine Million Menschen haben die Show gesehen, die 1997 mit dem Oliver Award prämiert wurde. Vom 17.Dezember bis 4.Januar gastiert Slava mit seiner Gruppe im Düsseldorfer Capitol Theater.

"Ich habe Clowns als Kind geliebt. Doch irgendwann war mir klar, sie machen etwas falsch", erklärt Polunin. Ein modernes, erwachsenes Publikum finde sich in dieser Kunst nicht wieder. Er wolle eine Atmosphäre auf der Bühne schaffen, wie er sie in den surrealistischen Bildern von Magritte entdeckt. Pina Bausch und Robert Wilson nennt er als Vorbilder. "Sehr minimalistisch, mit sehr wenig Bewegung." Drei Geschwindigkeiten gibt es für ihn auf der Bühne: "Langsam, sehr langsam und durchaus langsam."

Zuerst entwickelte er seinen gelben Clown. Dem fehlte nach einer gewissen Zeit ein Alter Ego, eine dämonische Seite, wie Polunin sagt. Der grüne Clown, in dieser Rolle ist zuweilen sein 24-jähriger Sohn Wanja oder auch seine Frau auf der Bühne zu sehen, sabotiert den ordentlichen Gang der Dinge. Zum grünen Regenmantel gehört ein Hut mit abstehenden Schlappohren, mit denen er immer wieder aneckt.

Wann die Show zu Ende ist, bestimmen die Künstler übrigens nicht selber. Die Zuschauer entscheiden. Slava und seine Clowns spielen ihnen am Ende ihres Auftritts übergroße Ballons zu. Und je nach Laune des Publikums, dauert das Spiel mit dem Auf und Ab der bunten Bälle schon mal etwas länger.

Tickets für das Gastspiel vom 17. Dezember bis 4. Januar im Düsseldorfer Capitol Theater unter Telefon 0211/73440.