Glanzstück: „Die kleinen Füchse“ mit Nina Hoss in Berlin

Berlin (dpa) - Ihr Auftritt war mit Spannung erwartet worden: Nina Hoss hat in „Die kleinen Füchse — The Little Foxes“ am Samstagabend ihren Einstand als Schauspielerin an der Berliner Schaubühne gegeben.

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ZDie Erleichterung war ihr am Ende des Abends deutlich anzusehen. Der 38-jährige Theater- und Filmstar („Barbara“) strahlte, als das Publikum nach Schluss der fulminanten Aufführung begeistert applaudierte. Regisseur Thomas Ostermeier und sein grandioses Schauspielerteam lieferten mit der Neuinszenierung von Lillian Hellmans heute selten gespieltem Broadway-Erfolg aus dem Jahr 1939 ein Glanzstück ab.

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Nach ihrem Wechsel vom Deutschen Theater Berlin an die Schaubühne trat Hoss erstmals an ihrem neuen Haus auf - und brillierte in dem Gesellschaftsdrama als ebenso berechnende wie verzweifelte Frau, die aus ihrem eintönigen Leben in der Provinz ausbrechen will.

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Die von Hoss gespielte Regina Giddens ist nicht nur die eiskalte Bankiersgattin, wie sie Hollywood-Diva Bette Davis 1941 im „The Little Foxes“-Film auf der Kinoleinwand spielte - sondern vor allem eine finanziell Abhängige, die sich endlich nach Freiheit sehnt.

An Hoss' Seite überzeugten Ursina Lardi als Reginas alkoholsüchtige, von ihrem Mann unterdrückte Schwägerin, Mark Waschke und David Ruland als ihre geldgierigen Brüder und Thomas Bading als ihr todkranker Ehemann. Jan Pappelbaum entwarf für das Stück von Lillian Hellman (1905-1984) eine Bühne, die die eingefrorenen Gefühle der Figuren spiegelt: Schwere, schwarze Ledersessel mit kaltem Chromrahmen, eine frei schwebende, schwarze Treppe, die scheinbar ins Nichts führt, ein schwarzer Flügel und hinter der schwarzen Schiebetür ein kahles Esszimmer.

Ostermeier gelingt es, dass das Publikum den Auseinandersetzungen zwischen Regina und ihrer Familie knapp zweieinhalb pausenlose Stunden lang gebannt folgt. Zusammen mit ihren Brüdern will Regina von ihrem Ehemann Geld für ein neues Unternehmen erpressen, das ihr erstmals auch selbst ein Stück Unabhängigkeit bringen soll. Als der Gatte sich wehrt, verstricken sich die Geschwister in ein Netz aus Intrigen, Lügen und Betrügereien, aus dem sich am Ende nur Regina befreien kann - ein schmerzhafter Sieg für die sich emanzipierende Frau.

Dabei haben die rasenden Dialoge in Ostermeiers Inszenierung in keiner Sekunde etwas von der abstrakten Gestelztheit, die die Theatersprache manchmal an sich hat. Alle Charaktere sind absolut glaubhaft: Echtes Leben statt gedankentheoretische Versuchsanordnung. So verfolgt der Zuschauer gespannt, wie sich diese dramatische, teils tragikomische Geschichte bis zu ihrem bitteren Ende entwickelt. Ein echter Schaubühnen-Coup.