Hitler-Musical feiert Deutschlandpremiere
Berlin. Hitler steht auf einer Theaterbühne in Berlin. Deroffensichtlich schwule Führer, der mit zweitem Vornamen Elisabethheißt, trägt ein glitzerndes Hakenkreuz und bewegt sich etwasunbeholfen.
Um ihn herum tanzen schöne blonde Frauen, die alsReichsadler, Maßkrug oder Panzer verkleidet sind.
„Braun wird's am Uferder Spree“, singt ein großer, blonder Hüne und stimmt dann mit Inbrunstden Refrain an: „Frühling für Hitler und Vaterland“. Am Freitagabendwurde das Mel-Brooks-Musical „The Producers - Frühling für Hitler“ ineiner Voraufführung zum ersten Mal auf eine deutsche Bühne gebracht -und das Berliner Publikum im Admiralspalast war begeistert. EinigeZuschauer wedelten mit Brez'n-Fähnchen, die den Hakenkreuz-Flaggen ausdem Dritten Reich nachempfunden sind.
Die Geschichte der schrägen Hitler-Parodie ist schnell erzählt: Deralternde und erfolglose Broadway-Produzent Max Bialystock (CorneliusObonya) hat eine Idee: Er will einen gigantischen Flop produzieren undsich dann mit dem Investorengeld in die Sonne absetzen. Der jungeBuchhalter Leo Bloom (Andreas Bieber) soll ihm dabei helfen. Die beidenmachen sich auf die Suche nach der schlechtesten Geschichte, die jemalsauf einer Bühne erzählt wurde.
Unterstützt werden sie bei ihrem Vorhaben von der schönen Schwedin UllaInga Hansen Benson Yansen Tallen Hallen Svaden Swanson - und das istnur ihr Vorname. Fündig werden sie erst bei Franz Liebkind (HerbertSteinböck), einem bayerischen Alt-Nazi, der nach dem Krieg in die USAgeflohen ist und bei dem sogar seine Tauben den rechten Flügel zumHitlergruß heben.
Er hat ein Stück geschrieben über einen „schwülen Tagin Berchtesgaden mit Adolf und Eva“. Das Musical wird mit denschlechtesten verfügbaren Schauspielern besetzt und von dem unfähigen,exzentrischen und schwulen Regisseur Roger DeBris (Martin Sommerlatte)inszeniert, der schließlich selbst als Hitler auf der Bühne stehenmuss, weil sich der Hauptdarsteller das Bein gebrochen hat. Anders alserwartet wird das Stück ein riesiger Erfolg. Das Publikum hält„Frühling für Hitler“ für eine brillante Satire.
„Ich muss sagen, dass ich keine Bedenken hatte, in einer Hitler-Komödie mitzuspielen“, sagte die weibliche Hauptdarstellerin BettinaMönch der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Als ich das Stück zum erstenMal in London gesehen habe, habe ich so gelacht wie in noch keineranderen Show.“ Als Männertraum Ulla - die von ihrer Mutter vor allemdie Weisheit übernommen hat: „Bist Du ein Traum vom Scheitel bis zurSohle, zeig auch das dazwischen ungefragt“ - bringt die gebürtigeMünchnerin jetzt selbst mit hervorragender Bühnenpräsenz, großemkomödiantischen Talent und hart antrainiertem schwedischen Akzent dieZuschauer zum Lachen.
„Es ist eine tolle Rolle und ein Traum für mich,bei diesem Stück dabei zu sein“, sagte sie. Anstrengend sei die Arbeitaber auch: „Man muss sich genau an die Rhythmen halten, damit diePointen funktionieren. Allein körperlich ist das schon sehranstrengend.“
Das Musical basiert auf einem Film des amerikanischen Komikers MelBrooks aus dem Jahr 1968. Im vergangenen Jahr war eine Neuversion mitUma Thurman in den Kinos zu sehen. Am New Yorker Broadway, wo dasMusical 2001 zum ersten Mal auf die Bühne kam, wurde es zu einer dererfolgreichsten Shows der vergangenen 30 Jahre.
Ganze zwölf Mal wurdees mit dem Musical-Preis „Tony Award“ ausgezeichnet. Auch im LondonerWest End feierte die Show große Erfolge. In Wien wurde das Stück 2008erstmals in deutscher Übersetzung aufgeführt, brachte es dort aberoffenbar nicht zum erhofften Publikumsrenner. Die Produktion wurdevorzeitig vom Spielplan genommen.
Zwar büßt das Musical durch die Übersetzung etwas an Sprachwitz ein,trotzdem war das Berliner Publikum hingerissen von der durchweg tollenLeistung der Darsteller - allen voran Obonya und Mönch. AuchNazi-Darsteller Steinböck erntete begeisterten Applaus.
Der 82-jährige Brooks, Sohn jüdischer Immigranten, der sowohl Text alsauch die Musik geschrieben hat, hatte Berlin im Vorfeld der Aufführungals „natürlichsten Ort in Deutschland für diese Show“ bezeichnet. InMünchen, so glaubt er, könnten viele mit seinem Humor nichts anfangen.
In der Hauptstadt sei das anders. „Berlin funktioniert, Berlin ist hip.Ich weiß, dass die Berliner den Plot verstehen“, sagte er. Zumindest indiesem Punkt gaben die Zuschauer ihm am Freitag recht. „The Producers“ist noch bis zum 19. Juli in der Hauptstadt zu sehen, die offizielleDeutschlandpremiere ist an diesem Sonntag.