Karin Neuhäuser: Von Wuppertal auf die großen Bühnen
Schauspielerin Karin Neuhäuser widmet sich zunehmend der Regie. Jetzt inszeniert sie in Düsseldorf Ödon von Horvath.
Düsseldorf. Mit NRW ist die gebürtige Schwäbin verbunden, seit sie die Schauspielschule in Bochum besuchte. Die meisten hiesigen Zuschauer erinnern sich noch an Karin Neuhäuser als (etwas zu altes und mürrisches) Gretchen im Wuppertaler "Faust" oder als flatterige Gutsbesitzerin Raneskaja im "Kirschgarten" des Theaters an der Ruhr, eine Rolle, für die sie vielfach ausgezeichnet wurde. Für die TV-Serie "Die Familienanwältin" war sie 2006 für den Deutschen Fernsehpreis nominiert.
Seit 2001 inszeniert die heute 54-Jährige zunehmend selbst, auch weil sie schon immer gerne mitdenkt, sich als Schauspielerin nicht als "leere Vase" versteht, in die ein Regisseur etwas hineingießt. Nun inszeniert sie erstmals am Düsseldorfer Schauspielhaus. Ihre Fassung von Ödon von Horvaths "Kasimir und Karoline" hat heute Premiere. Ein Stück zur Zeit? "Es war schon immer ein Stück zur Zeit. Arbeitslose wie Kasimir gab es immer. Nur dass die derzeitige Krise das Problem mehr in die Rolex-Ecke rückt", sagt Neuhäuser. Wo bleibt die Liebe, wenn ich kein Geld mehr habe? Das ist die Frage, die sie interessiert. Und Horvath sei ohnehin einer ihrer Lieblingsautoren, sagt die studierte Germanistin.
Nach der Schauspielschule folgte gleich ein Engagement aufs nächste: Erst bei Holk Freytag in Moers, mit dem sie 1988 an die Wuppertaler Bühnen wechselte. Nach drei Jahren ging sie zu Roberto Ciulli ans Mülheimer Theater an der Ruhr. Mit dem Exportschlager "Kirschgarten" gastierten sie in Belgrad, Sarajewo, Bogota und in Teheran im Iran - "im positiven wie im negativen Sinne die intensivste Theatererfahrung" für Karin Neuhäuser. "Wir hatten sehr mit der Zensur zu kämpfen." Die Mühe lohnte sich, "die Menschen dort haben die Stücke aufgesogen wie Schwämme".
Doch die eigenwillige Schauspielerin wollte zunehmend ihren eigenen Weg gehen. Dafür musste sie sich von Ciulli trennen. Es folgten Engagements an der Berliner Volksbühne, an der Schaubühne, in Zürich und bei den Salzburger Festspielen. Erste Inszenierungen führten sie nach Münster, wo sie "Medea" mit Mechthild Großmann auf die Bühne brachte, sowie nach Kassel und Frankfurt. Am Main nahm sie sich - mit Erfolg - große Klassiker vor und brachte "Nathan der Weise" genauso auf die Bühne wie die "Orestie".
Als Regisseurin will sie den Schauspielern nicht vorschreiben, was sie zu machen haben. "Ich mag Kollegen, die selbst etwas behaupten." Schließlich wolle sie als Zuschauer auch nicht "17 Menschen auf der Bühne durch den Kopf eines einzigen Regisseurs" sehen.
Nach "Kasimir und Karoline" will sie als Regisseurin erst mal ein wenig zurückstecken. Nach einer Phase als freie Schauspielerin und Regisseurin wechselt die Wahl-Berlinerin zur nächsten Spielzeit ins Ensemble des Thalia Theaters in Hamburg und hat sich vorgenommen, zumindest eine Spielzeit die Finger von der Regie zu lassen.