Plakatschätze zum Mitdenken

Die Sammlung im Folkwang Museum zeigt Uwe Loesch.

Essen. Seit der Eröffnung des Erweiterungsbaus von David Chipperfield im Januar kann das Deutsche Plakat Museum im Essener Museum Folkwang endlich wieder regelmäßig seine Schätze zeigen.

In der aktuellen Schau finden sich auch Plakate zu Kulturveranstaltungen, etwa zu Programmen des Düsseldorfer "Kom(m)ödchens": Zwei gekreuzte Knochen annoncierten 1994 "Kreuzfahrt für Deutschland". Ein freundlicher Schäferhund als Teppichmotiv warb 1991 für die Kabarett-Tage "Immer nur hächeln".

All das sind Werke von Uwe Loesch, einem der erfolgreichsten deutschen Plakatkünstler, der 1943 in Dresden geboren wurde, aber seit 1958 seinen Lebensmittelpunkt in Düsseldorf und Wuppertal hat, wo er bis 2008 an der Bergischen Universität lehrte.

Uwe Loeschs Plakate sind stets ein Blickfang, aber nicht immer auf Anhieb zu begreifen. "Little boy" ist in schlichten Lettern über der Brust eines kleinen japanisch aussehenden Jungen gedruckt.

Nur wer weiß, dass die Atombombe, die 1945 die Stadt Hiroshima ausradierte, vom US-Militär "Little boy" genannt wurde, dem erschließt sich der Zusammenhang. Die Irritation ist gewollt und vertieft die Wirkung, auch in Loeschs Arbeiten für die Werbung. Mit "Punktum" wurde der Grafiker in den 80er Jahren international bekannt. Für eine Düsseldorfer Lithographiefirma entwarf er damals eine Fläche von Rasterpunkten, auf der nur am Rand ein roter Mund zu sehen ist und ein Fleck - vielleicht ein Schönheitsfleck.

Der Schwerpunkt der ausgewählten Arbeiten im Deutschen Plakat Museum liegt jedoch auf den politischen Plakaten Uwe Loeschs, die er oft aus eigenem Antrieb entwarf. Etwa ein schwarzgelbes Vexierbild mit einer kaum sichtbaren Kuh, das der Gestalter aus einem Traum nach der Katastrophe von Tschernobyl mitnahm. Hitler als Glatzkopf, der die Website "scheisse.de" betreibt, das "www" bildet den Schnauzbart.

Oder das Foto eines afghanischen Jungen, der zur traditionellen Mütze ein T-Shirt mit Mickeymaus-Aufdruck trägt. Loesch brachte es 1972 von einer Reise mit. Nach Bushs Aufruf zum Kreuzzug gegen die Terroristen gab er ihm den Titel "Mickey’s Crusade 2001". Eines der Plakate, die nichts von ihrer eindringlichen Aktualität verloren haben.