Regisseur im Krankenhaus Rücktritt, Herzinfarkt, Ermittlungen: Wirbel um Dieter Wedel
Bad Hersfeld (dpa) - Rücktritt, Herzinfarkt, Ermittlungen - Star-Regisseur Dieter Wedel wird mit aller Macht von Vorwürfen sexueller Übergriffe eingeholt. Die Staatsanwaltschaft München leitete ein Ermittlungsverfahren ein.
Es gehe um den Anfangsverdacht einer möglicherweise nicht verjährten Sexualstraftat, sagte am Montagabend eine Behördensprecherin in München. Am selben Tag wurde bekannt, dass Wedel als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurückgetreten ist. Nach Angaben seiner Sprecherin hat der 75-Jährige eine Herzattacke erlitten und liegt im Krankenhaus.
Wedel schrieb in einer persönlichen Erklärung, die Anfeindungen gegen ihn hätten „ein für meine Gesundheit und natürlich auch für meine Familie erträgliches Maß weit überschritten“. Er wolle die Festspiele „aus der diffamierenden Diskussion um meine Person heraushalten“.
Ausgangspunkt für die Ermittlungen sei, so die Sprecherin der Münchener Staatsanwaltschaft, ein Bericht im „Zeit-Magazin“. Dort hatten am 3. Januar drei Ex-Schauspielerinnen Wedel beschuldigt, er habe sie in den 90er Jahren sexuell bedrängt. Eine bezichtigt ihn dabei sogar der Vergewaltigung. Die Sprecherin der Ermittlungsbehörde betonte, dass die Einleitung des Ermittlungsverfahrens noch kein Hinweis für eine Schuld Wedels sei. Dies gelte es nun herauszufinden. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung über die Ermittlungen berichtet.
Wedel, der mit TV-Mehrteilern wie „Der König von St. Pauli“ und „Der Schattenmann“ zu den bekanntesten deutschen Regisseuren zählt, hat den Vorwürfen per eidesstattlicher Erklärung widersprochen. Die von den Schauspielerinnen geschilderten Übergriffe sollen vor mehr als zwei Jahrzehnten stattgefunden haben.
Wenig später hatte die Schauspielerin Iris Berben in einem „Zeit“-Interview berichtet, Wedel habe sie Ende der 70er Jahre am Set der Fernsehserie „Halbzeit“ gedemütigt, nachdem sie eine Einladung zum Essen abgelehnt habe. Auch dagegen hatte sich Wedel zur Wehr gesetzt.
„Derzeit befindet sich Dieter Wedel in einem Krankenhaus. Nach den Ereignissen der letzten zwei Wochen ist er gesundheitlich angeschlagen“, teilte die Sprecherin Wedels mit. Weitere Details zu seinem Gesundheitszustand oder der behandelnden Klinik machte sie nicht. Über die Herzattacke hatte zuvor die „Bild“-Zeitung berichtet.
Wedel hatte die Hersfelder Festspiele im Herbst 2014 als Intendant übernommen. In seiner persönlichen Stellungnahme heißt es weiter: „Seit mehr als zwei Wochen sehe ich mich einer nicht enden wollenden Flut schwerster, öffentlich in den Medien erhobener Anschuldigungen und Vorwürfen ausgesetzt. Der Umfang und die Art und Weise dieser Beschuldigungen haben mich zutiefst verstört und erschüttert. Und auch die Tatsache, dass es nicht aufhört.“
Wedels Aufgaben in Bad Hersfeld soll nun sein bisheriger Stellvertreter Joern Hinkel übernehmen, bis ein neuer Intendant gefunden ist.
Wedel sagte in seiner Erklärung weiter, er habe stets versucht, die Leistung von Schauspielern zu verbessern, da dies seiner Überzeugung nach auch in deren Interesse sei. „Viele sind mir dafür dankbar und haben mir das auch jetzt noch bestätigt. Andere habe ich offenbar zu sehr strapaziert oder gar seelisch verletzt, was mir sehr leid tut.“
Wedel bekräftigte in seiner Erklärung: „Ich verabscheue jede Form von Gewalt, gegen Frauen ebenso wie gegen Männer.“ Er kündigte an, sich nicht mehr öffentlich äußern zu wollen.