Siegfried hat wenig zu lachen

Bei den Nibelungenfestspielen scheitert John von Düffel mit seiner Komödienfassung der deutschen Volkssage.

Worms. "Drachentöten, Schätze rauben, Herzen brechen", darum geht es bei den Nibelungen. Eine Tragödie - normalerweise. "Das Leben des Siegfried" ist in diesem Jahr bei Dieter Wedels Nibelungenfestspielen erstmals als Komödie zu erleben.

Die Grundidee des von John von Düffel umgemünzten Stoffs ist eine Verwechslungsgeschichte: Seefred, der Sohn eines Gewürzhändlers, wird für Siegfried gehalten, dessen Boot schon zu Beginn kentert und den echten Drachentöter mit in die Tiefe reißt.

Die Nibelungenfestspiele setzen ansonsten auf ein bewährtes Prinzip: Prominente Schauspieler aus Film und Fernsehen auf die Bühne am Wormser Kaiserdom zu stellen. So schlüpft Christoph Maria Herbst ("Stromberg") in die Rolle des Drahtziehers Hagen, Gustav Peter Wöhler spielt den unbedarften König Gunther und Nina Petri die kühle Brünhilde.

Doch der Abend, zu dem allerlei Prominenz angereist war, gerät mehr peinlich albern als witzig und langweilt mit lahmen Gags. Autor von Düffel, sonst bekannt für gelungene Romanadaptionen und Regisseur Gil Mehmert setzen auf Klamauk und Kalauer. Sie verrühren Musical und Weihnachtsmärchen, ein bisschen "Bully" Herbig und ein bisschen Monty Python in der Hoffnung auf eine zündende Mischung - und landen leider einen Rohrkrepierer.

Wie bei Pythons "Das Leben des Brian", wo man Brian mit Jesus verwechselt, wird hier der naive Seefred (Mathias Schlung) für den berühmten Siegfried gehalten. Mit seiner kleinen gelben Jolle sticht er in See, um Indien zu entdecken, und landet zunächst in Island. Er erobert unbeabsichtigt Brünhildes Herz, die ihn wie eine Amazone im Glitzerdress auf Schlittschuhen bezirzt.

Die überdrehten Verwicklungen setzen sich dort fort. Hagen spinnt seine Intrigen, während König Gunther sich lieber mit seinen zwei Riesenpudeln im Strickkostüm vergnügt. Mit Hilfe einer Tarnkappe sollen die Heiratswilligen unter die Haube gebracht werden - auch das Intelligenzmonster Kriemhild (Susanne Bormann), das eigentlich lieber internationales Recht studieren will als an den Mann gebracht zu werden.

Machtgefüge, Geschlechterkampf, Emanzipation - immer wieder versucht das Stück, moderne Konflikte ins Mittelalter zu übertragen. Doch das wirkt mehr gequält lustig und wird nur selten durch herzhafte Lacher im Publikum belohnt.

Zweieinhalb Stunden dauert dieser etwas statische Abend, bis am Ende André Eisermann als der echte Siegfried auf die Bühne stürmt und sein Recht auf eine Hauptrolle einklagt. Zu spät. Zu unoriginell und unhomogen ist der Ansatz des Stücks, zu dem der Regie leider auch nicht viel Szenisches einfällt. Bei dem Potenzial der Schauspieler wäre sicher viel mehr möglich gewesen, aber auch sie wirken oft verloren auf der großen Bühne vor spektakulärer Kulisse.