Thalia-Theater zeigt umstrittenes „Gólgota Picnic“

Hamburg/Stuttgart (dpa) - Provokation und Proteste bei den Lessingtagen des Thalia-Theaters in Hamburg: Das religions- und konsumkritische Gastspiel „Gólgota Picnic“, das schon vor seiner Premiere in der Hansestadt für Wirbel sorgte, kommt an diesem Montag auf die Bühne.

Die Inszenierung des spanisch-argentinischen Regisseurs Rodrigo García hatte bereits vor einigen Wochen in Frankreich und Österreich Empörung ausgelöst. Am Sonntag kündigte die erzkonservative katholische Piusbruderschaft rechtliche Schritte gegen das Thalia-Theater an. Regisseur García thematisiert unter anderem die Frage, inwieweit die Religion Erlösung vom Bösen verheißen könne und ob sie nicht selbst Teil des sogenannten Bösen sei.

„Sollte der Intendant nicht Rücksicht nehmen auf die religiösen Gefühle der Christen in diesem Land, wird die Priesterbruderschaft St. Pius X. Strafanzeige gegen das Thalia-Theater stellen“, hieß es in einer Mitteilung aus Stuttgart.

Das Gastspiel des Centro Dramático Nacional (Madrid) & Théâtre Garonne (Toulouse), das im Thalia in der Gaußstraße in spanischer Sprache mit deutschen Übertiteln aufgeführt wird, geht auf einem Picknickplatz voller aufgetürmter Hamburger-Brötchen - dem Schlachtfeld des Konsums - über die Bühne. Es zeigt ein bizarres letztes Abendmahl in drastischen Bildern: Wunder, Dämonen, Tote und mittendrin ein nackt am Flügel sitzender Musiker, der Haydns „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ spielt. García ist bekannt für seine extrem physische und kompromisslose Theatersprache.

Auch das Thalia-Theater wurde nach Angaben der Theaterleitung mit Aufforderungen, das Gastspiel abzusetzen, „auf Initiative radikalkonservativ-fundamentalistischer Kreise“ überschwemmt. „Der Vorwurf lautet, die Aufführung erfülle den Tatbestand der Volksverhetzung, betreibe Blasphemie und Pornographie“, berichtete das Theater auf seiner Internetseite. „Teilweise erfüllen die Protestnoten den Tatbestand der versuchten Nötigung.“

Bei „Gólgota Picnic“ handelt es sich nach Meinung der Festivalmacher „fraglos um eine drastische und auch verstörende Aufführung“. „Es ist nicht auszuschließen, dass die Aufführung bei manchen die Grenze der Wahrnehmungsbereitschaft überschreitet“, hieß es. Man müsse jedoch respektieren, dass Kunst seit jeher auch zu radikalen und verstörenden Gesten finde. Im Anschluss an die Vorstellung gibt es ein Publikumsgespräch unter anderem mit Intendant Joachim Lux und dem Rektor der Katholischen Akademie Hamburg, Hermann Breulmann.