Was darf die Kultur kosten?
Die klammen Kommunen in NRW subventionieren jede Theaterkarte mit Unsummen – oft mit bescheidenem Erfolg.
Düsseldorf/Wuppertal. Die Diskussion um die drohende Schließung des Schauspielhauses im bankrotten Wuppertal hat erneut die Diskussion entfacht, was ein kulturelles Angebot vor Ort kosten darf. Fest steht, trotz Finanzklemme kommt jede verkaufte Theaterkarte die kommunalen Haushalte teuer zu stehen. Der Bund der Steuerzahler hat die Zuschussliste jetzt offengelegt und bezieht sich auf eine Landtagsdrucksache vom November.
Danach war zum Beispiel der finanziell angeschlagenen Stadt Duisburg in der Saison 2006/07 jeder Theaterbesucher statistisch einen Zuschuss von fast 300 Euro wert. Ein exklusives Vergnügen für eine Stadt mit fast 500.000 Einwohnern, die ohne eigenes Ensemble auskommt und gerade einmal 13.000 Besucher in der Saison zählte. Nicht mitgerechnet ist allerdings die Deutsche Oper am Rhein, die einen Großteil des Spielplans bestimmt. Somit relativieren sich die Zahlen.
In Wuppertal, dort wo zurzeit Deutschlands meist beachteter Kulturkrieg ums Sparen tobt, sieht es aber auch nicht viel besser aus. Die Statistik weist einen Zuschuss von 234 Euro in der fraglichen Saison aus. Eine Zahl, die der Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen, Enno Scharwächter, bestreitet. Er kommt gerade einmal auf 150 Euro pro Besucher. Eine Summe, die seit Jahren etwa konstant gehalten werde. NRW-weit befinde man sich damit im Mittelfeld.
Theater war und ist ein Zuschussbetrieb weit weg vom Massengeschmack. "Eine Veranstaltung oft nur für alte Menschen", wie Joos Diedrich feststellt. Der Wuppertaler ist leidenschaftlicher Theatergänger und hat ein Abo der Wuppertaler Bühnen. Aber auch er weiß: "So kann es nicht weitergehen." Mit Millionen werde ein Kulturbetrieb aufrecht erhalten, der weite Teile der Bevölkerung nicht mehr erreiche.
Genau dagegen versuchen sich die Theaterbetriebe zu stemmen. Schauspieler gehen in Schulklasse, die Stücke werden jünger, die Werbetrommeln kräftig gerührt. "Theater macht reich", lautet der Protest-Slogan der Wuppertaler Schauspieler gegen das Spardiktat. Sie sehen Kultur als ein Lebenselixier der Städte, als weicher Standortfaktor, der sich langfristig rechne.
Zumindest rechnet sich der Theaterbesuch fürs Publikum. Die zahlen dank der Subvention mal eben auf den besten Plätzen die Hälfte vom durchschnittlichen Eintrittspreis in einem rein privat finanzierten Musical-Theater. Und dass deren Kalkulation auch nicht immer aufgeht, zeigt die jüngste Pleite des Colosseum-Theaters in Essen.
Der Steuerzahler-Bund schlägt Theater-Fusionen als Ausweg vor. Beispiele dafür gibt es reichlich, allerdings haben sie nicht immer Bestand. So kooperieren Duisburg und Düsseldorf seit Jahrzehnten erfolgreich, ebenso Mönchengladbach und Krefeld. Wuppertal und Gelsenkirchen mussten ihr Bündnis hingegen vor Jahren als gescheitert erklären.