„Schikaneder“ Weltpremiere von Musical „Schikaneder“ in Wien

Wien (dpa) - Mozart selbst stand kurz vor seinem Tod am Pult, als am 30. September 1791 die von ihm komponierte „Zauberflöte“ in Wien uraufgeführt wurde. Es war der Beginn eines Welterfolgs. Und es war für das Theater auf der Wieden der erhoffte Geldsegen mit mehr als 220 Vorstellungen.

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Mozart war der Retter seines Freundes Emanuel Schikaneder (1751-1812). Der Theaterdirektor, selber Schauspieler und Sänger, hatte ein Libretto geschrieben und Mozart um die Musik gebeten. Jetzt taucht das Musical „Schikaneder“ in die romantisch- turbulenten Episoden vor Entstehung der Oper ein. Die Uraufführung am Raimund Theater in Wien wurde am Freitagabend vom Publikum gefeiert.

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Mit nicht weniger als 32 Musikern im Orchestergraben, stimmlich starken Akteuren und einigen Opernanklängen hat das neue Stück über das Theaterleben im 18. Jahrhundert seinen eigenen Anspruch erfüllt: Es will eine Mischung aus Oper, Operette und Musical sein. Für den Erfolg sorgte ein Künstler-Team mit geballter Musical-Erfahrung.

Die Musik schrieb der dreifache Oscar-Gewinner Stephen Schwartz („Wicked“, „Pocahontas“), Regie führte der Brite Trevor Nunn („Cats“, „Starlight Express“, „Les Misérables“). Das Buch hat der Intendant der Vereinigten Bühnen Wien, Christian Struppeck, verfasst. Die deutsche Fassung besorgte Musical-Altmeister Michael Kunze.

„Schikaneder“ dreht sich in erster Linie um die weitgehend wahre Geschichte eines der berühmtesten Theaterpaare des 18. Jahrhunderts. Emanuel und Eleonore Schikaneder erleben als Mitglieder von Wanderbühnen beruflich Triumphe und Niederlagen.

Als Paar üben sie sich - wegen notorischer Untreue des Mannes - im nicht ganz unbekannten Muster vom Finden, Verlieren und Wiederfinden. Mark Seibert, der schon im „Tanz der Vampire“ geglänzt hat, und auch Milica Jovanovic, die bereits mehrere Gesangspreise eingeheimst hat, können als die „Schikaneders“ in jeder Hinsicht überzeugen.

Die an sich austauschbare Liebesgeschichte gewinnt vor dem Hintergrund des Einblicks in das Theaterleben vor gut 200 Jahren an Originalität. Die damalige Kerzenbeleuchtung wird in einigen Szenen meisterhaft nachempfunden.

So ist die Bühne wie ein Guckkasten zugleich die Bühne des 18. Jahrhunderts (Bühnenbild Anthony Ward). Nunn inszeniert dank ausgiebiger Nutzung der modernen Drehbühne das Stück äußerst flott. Zu viel Tiefgang bei Charakterstudien und Handlung sollte jedoch niemand erwarten.

Den Schikaneders als Direktorenpaar des Theaters auf der Wieden steht 1791 das Wasser bis zum Hals, als sie auf die Idee kommen, eine Oper in deutscher Sprache zu verfassen. Der „verrückte Freund“ (Mozart) soll die Musik dazu schreiben. Das Ensemble ist angesichts der etwas kruden Handlung der „Zauberflöte“, die nur deshalb in Ägypten spielt, weil aus einer anderen Inszenierung noch Pyramiden übrig sind, äußerst skeptisch. Doch als die Schauspieler die ersten Töne von Mozarts Komposition hören, wird aus Widerstand pure Begeisterung. Die damalige Premiere wird ein Triumph - für alle Beteiligten. Vorhang!