„Ziemlich beste Freunde“ in Hamburg bejubelt
Hamburg (dpa) - Vorstadtproll und Hip-Hopper mit Migrationshintergrund trifft schwerreichen, querschnittsgelähmten Pariser Adeligen. Nach etlichen Reibereien gerät die Zweckgemeinschaft zum Gewinn für beide, sie werden „Ziemlich beste Freunde“.
Was 2011 im Kino fulminant geklappt hat, feiert auch in den Hamburger Kammerspielen in der gleichnamigen Bühnenfassung von Gunnar Dreßler einen Riesenerfolg.
Bei der Premiere am Sonntagabend bejubelte das Publikum die Hauptdarsteller Hardy Krüger jr. („Forsthaus Falkenau“) als Edelmann Philippe und Patrick Abozen („Tatort“) als seinen Pfleger Driss in Jean-Claude Beruttis witzig-charmanter Inszenierung.
Ein lichter Saal mit Säulen, großen Fenstern und ein paar Stilmöbeln skizziert das Stadtpalais Philippes, der an den Rollstuhl gefesselt ist (Bühne: Rudy Sabounghi). In diesem Rahmen konzentriert sich die Bühnenkomödie im Unterschied zum Film von Olivier Nakache und Éric Toledano ganz auf die Haupthandlung - die Beziehung der beiden ungleichen Männer.
Gefällt dabei Krüger durch menschliche Vornehmheit, fasziniert Abozen mit weit ausholender Körpersprache, prachtvollen Muskeln und despektierlicher Klappe als Underdog, der erst ein wertvolles Fabergé-Ei klaut, dann aber seinem Arbeitgeber Mut zum Leben und zur Liebe macht. Der wiederum bringt ihm Verantwortungsbewusstsein bei und lässt ihn sein Maltalent entdecken. „Pass' auf - die Jungs aus der Vorstadt kennen kein Mitleid“, hatte ein Freund Philippe zuvor noch gewarnt „Aber genau das ist es ja, was ich will - kein Mitleid“, lautete dessen Antwort. So wird der Abend auch zur Lektion, dass es nicht immer der politisch korrekte Umgang ist, der Behinderte und Gesunde, Migranten und Etablierte zueinander führt. Sondern manchmal eben auch die lose Zunge und ein unverbildetes Herz.
Regisseur Berutti sorgt für zweieinhalb Stunden beste Unterhaltung zwischen drastischem Slapstick-Humor, frechem Wortwitz und einigem Tiefgang. Zum sechsköpfigen Ensemble gehört auch Andrea Lüdke als pariserische Hausdame Magalie. Der Kinohit nach einer wahren Begebenheit hatte in Deutschland mehr als neun Millionen Zuschauer gefunden und weltweit 444 Millionen Dollar eingespielt.