Zu vernarrt in eine Idee
Verdis Oper Rigoletto kann in Düsseldorf nicht überzeugen. Sehr gut waren die Sänger.
Düsseldorf. Nackte Schaufensterpuppen stehen in Reih und Glied, dazwischen tummeln sich unauffällig ein paar singende Gestalten, zum Beispiel Vater (Rigoletto) und Tochter (Gilda). Was sie dort tun, welche Probleme sie umtreiben: Es bleiben offene Fragen. Vermutlich geht der junge Regisseur David Hermann einfach davon aus, dass die Handlung von Verdis berühmter Oper "Rigoletto" bekannt ist. Wozu soll er sie also noch szenisch sichtbar machen. Zur Not läuft ja über dem Bühnengeschehen der Text mit.
Der Regisseur ist so vernarrt in die Idee, die höfische Gesellschaft um den Herzog zu Mantua in ihrer erstarrten Uniformität und Charakterlosigkeit zu demaskieren, dass er Aspekte wie Personenregie und Inhaltsverdeutlichung dem Zufall überlässt.
Zuletzt beweint Rigoletto einen am Boden liegenden Kunststoff-Körper, während seine sterbende Tochter hinter ihm ihre letzte Arie aushaucht. Solche Projektions-Psychologie wirkt verstaubt und ist mehr pauschalisierte Interpretation, als das Schicksal des abergläubischen Rigoletto sichtbar zu machen.
Musikalisch gibt es auch kaum Freude. Dirigent Johannes Debus vermag den Düsseldorfer Symphonikern nur wenig Italianità zu entlocken. Das Orchester lärmt und entwickelt ein schneidendes, teilweise unsauberes Klangbild. Auch die Koordination zwischen Graben und Bühne droht mehrmals aus den Fugen zu geraten.
Besser ist die junge russische Sopranistin Olesya Golovneva als Gilda. Auch Tenor Andrej Dunaev als Duca di Mantova erzeugt stimmlichen Glanz. Dass er in seiner einfallslosen Kostümierung wie ein Modedesigner aus der Provinz (Kostüme: Cristina Nyffler) wirkt, ist nicht seine Schuld.
Etwas enttäuschend wirkt Boris Statsenko in der Titelrolle. Darstellerisch bringt er zwar Leben in die Sache, doch neigt er zu Intonationstrübungen, die in einer auf sängerische Brillanz angewiesenen Oper wie dem "Rigoletto" viel von der musikalischen Wirkung nimmt. Das Premierenpublikum bejubelte daher auch schließlich die Sänger.