Konzert in Köln Das geglückte Alin-Coen-Experiment

Sängerin begeistert mit der Stüba-Philharmonie im Kölner Theater am Tanzbrunnen.

Alin Coen.

Foto: Alin Coen/Alin Coen Pressefoto

Am Ende stehen die Zuschauer im Kölner Theater am Tanzbrunnen, manche johlen, andere pfeifen begeistert, alle klatschen. Ausdauernd. Alin Coen kommt immer wieder nach vorne und verbeugt sich, meist verschüchtert, manchmal auch kokettierend aufgeregt. Dann lässt sie lieber Dirigent Paul Momberger und der seine Musiker hochleben, von Bläsern zu Streichern zu Schlagwerk, hin zur eigentlichen Alin Coen Band und wieder zurück. Das Leben ist schön in diesem Moment, besonders für die da oben, die es den anderen da unten Sitzenden in den zwei Stunden zuvor schön gemacht haben.

So kann das Jahr beginnen: Alin Coen steht an diesem Mittwochabend mit einem ganzen Orchester, der Stüba-Philharmonie, auf der Bühne und hat ihre Songs ganz neu arrangiert, arrangieren lassen, an allem rumgedreht, ein Gesamtwerk, wunderbar. Und Coen, 37, aus Weimar, geboren in Hamburg, hat einen diebischen Spaß daran. Sie genießt ihre Songs selbst, aus so vielen Instrumenten gezaubert. „Es macht so viel Spaß, zusammen Musik zu machen“, flüstert sie mit sanfter Stimme, die so spricht, wie sie singt, an diesem Abend, an dem meist fasziniert gelauscht und nie frenetisch mitgesungen wird. Eine ehrenamtlich agierendes Sinfonieorchester aus dem thüringischen Stützerbach ist die Stüba-Philharmonie (daher der Name), für das Konzert haben sich die Musiker Urlaub genommen, allen ist das Experiment ein echtes Anliegen. Früher haben sie so etwas schon mal mit Clueso auf die Bühne gebracht.

Und Coen weiß, dass sie ein Glück hat, dieses 50-Mann-und-Frau-starke Orchester zu bekommen, weil Profis viel zu teuer wären und ihr ganz großer, kommerzieller Durchbruch noch immer auf sich warten lässt, obwohl es die Sängerin mit der wahrscheinlich schönsten Stimme der Republik längst verdient hätte, aber im Helene-Fischer-Land ist das nicht immer so einfach mit dem Ruhm. Mit Texten, die so viel sinnvoller sind, aber auch ein bisschen komplizierter. Zuhören kann ja auch mal Aufgabe sein. Aber für die Masse?

„Das letzte Lied“
erklingt am: Schluss

Sinfonisches Vorspiel verwandelt sich in Bigbandmusik, sanft begleitend, dann wieder überraschend dominant. Die Songs wie „Festhalten“, „Wolken“ oder „Das letzte Lied“, die neben anderen auch englischen Stücken zuvor jetzt im Zugabeteil erklingen, sind immer klar zu erkennen, aber sie stehen auf einem hohen Podest. Alles eignet sich für diesen besonderen Abend, und man fragt sich, für wen das alles spricht: für Alin Coen als Songschreiberin und die Arrangeure dieses Werks mindestens. Von Bombast ist trotz alledem auf der Bühne nichts zu spüren, unter dem Strich ist der Abend wie Alin Coen, leise und im Grundton intelligent und zurückhaltend, was eben kein Widerspruch ist zu der Vielzahl von Musikern, sondern eine Auszeichnung all dessen.

Am Tag danach spielten alle zusammen in Hamburg, das siebte Konzert, dann ist Schluss und jeder geht seiner Wege. „Dieses sind dann wohl die letzten Zeilen, die ich an dich richte. Dieses letzte Lied soll bei dir weilen, bis ich ein neues dichte“ singt Coen, dann beginnt der Applaus. Da könnte noch viel kommen.