Düsseldorf Donald Trump zur Begrüßung in K 21

Wiedereröffnung der Kunstsammlung im ehemaligen Ständehaus mit einer doppeldeutigen Schau der Punklady Lutz Bacher.

Foto: Achim Kukulie

Düsseldorf. Lutz Bacher ist der Liebling der Surfer. Die Klicks für die US-amerikanische Künstlerin im Internet gehen schon jetzt in die Millionen, obwohl die Schau der Punk-Ikone in K 21 erst heute eröffnet wird. Dabei tut die Lady mit dem raffinierten Haarschnitt so gut wie alles, um ihre Identität zu verbergen. Kaum jemand kennt ihren richtigen Namen. Niemand weiß ihr Geburtsdatum. Kein Journalist darf sie interviewen. In der Kunstsammlung, wo man natürlich mit ihr gesprochen hat und wo man sie inkognito erwartet, schätzt man sie auf rund 70 Jahre. Die kecke Lady aus New York macht sich mit einem Paukenschlag in Düsseldorf bekannt: Mit einer riesigen, verzerrten, zusammengeschobenen Signatur von Donald Trump, die sich über alle drei Räume in der Bel Etage zieht. Ein Signal in einem Haus, das sich bislang kaum um politische Trends gekümmert hat. Eine gute Idee der neuen Direktorin Susanne Gaensheimer, damit zu starten.

Gleich im Foyer geht es los. Dort hängen 26 Spiegelbuttons wie aus Renaissance-Gemälden an den Wänden. Statt einer Deko-Ware dreht es sich allerdings um Überwachungsgeräte. Big Brother lässt grüßen. Die Künstlerin nennt die silbrigen, etwas zerkratzten Objekte „Zyklopen“, frei nach dem einäugigen Riesen aus der griechischen Mythologie. Die Kuratorin Beatrice Hilke erklärt: „Die Künstlerin benutzt immer gefundenes Material, das auf die Allgegenwart moderner Macht- und Disziplinierungstechniken verweist.“

Auf leisen Sohlen kommt die Kunst daher, jedenfalls in der Bel Etage. Auf Monitoren veräppelt die Künstlerin den amerikanischen Präsidenten, indem sie sich in Sentenzen auf dem Bildschirm über die „einfache Linie“ auslässt und im Angesicht der martialischen Signatur verkündet, „Ich habe keine Angst vor ihm.“ Oder „Er wird niemals zurückkommen“. Auch von einem „Crazy One“, einem Verrückten also, ist die Rede. Aber ihr Spiel mit der Macht kommt doppeldeutig daher. Niemand soll behaupten, sie wolle den Machthaber der westlichen Welt verulken.

Susanne Gaensheimer lässt Licht und Luft in die Räume des Hauses fallen. Doch die amerikanische Künstlerin reagiert auf ihre Weise darauf: Mit Lametta, wie man sie früher als Christbaumschmuck benutzte. Auf die schmalen, dünnen, glitzernden Metallstreifen fällt das Licht und reflektiert.

Im mittleren Saal wird die Künstlerin direkter. Da nimmt sie den Cowboy-Mythos der Amerikaner auf die Schippe. Ausgestopfte Schlafanzugshöschen hat sie in einem Ramschladen gekauft. Sie hat sie mit Holzwolle ausgestopft, so dass komische Herrschaften ohne Oberleib den Saal bevölkern. Die Arbeit nennt sich „Vegas Pants“. Las Vegas ist bekanntlich der Inbegriff des amerikanischen Traums vom schnellen Geld. Der Ort ist Hoffnung und Tragik zugleich. Die Kuratorin fügt hinzu: „Trump hatte doch dort ein großes Casino.“

Trotz direkter Bezüge gleiten die Themen von Identität und Autorschaft in die allgemeine Kunst hinüber. „Stroh“ nennt sie einen der Räume. Möglicherweise denkt sie dabei sogar an das Strohfeuer in der Kunst. Jedermann kann über die Holzwolle latschen. Die Kunstsammlung hält dafür noch viele Säcke mit den Abfällen bereit.

Während man durch Perlenvorhänge wie aus Hollywood-Filmen schreitet, ertönt plötzlich ein ohrenbetäubender Lärm. Was unter dem harmlosen Titel „Musik in der Burg des Himmels“ daherkommt, ist Bachers Handy-Mitschnitt eines Kirchenkonzerts von Johann Sebastian Bachs Orgelwerk „Toccata und Fuge in D-Moll.“ . Mit ungeheurer Gewalt bricht die pastorale Musik für jeweils zehn Minuten pro Stunde lautstark in die geheiligten Räume wie in eine Kathedrale.

Doch die Ausstellung von Lutz Bacher ist nicht das Einzige, was nach dreiwöchiger Schließung in K 21 gezeigt wird. Susanne Gaensheimer präsentiert die Sammlung der deutschen und internationalen Gegenwartskunst zumindest in Teilen neu. Endlich wurde dafür das „Deutschland-Gerät“ des Reinhard Mucha totalüberholt. Jeder Monitor hat ein komplett neues Innenleben, alle alten Röhren wurden ausgetauscht. Unter Gaensheimers Vorgängerin Marion Ackermann wäre dieses Schlüsselwerk für den Zustand Deutschlands und für die eigene Lebenswirklichkeit des Künstlers beinahe im Depot gelandet. Im raumfülllenden Kunstwerk, das im alten Plenarsaal des Ständehauses platziert ist, setzt sich Mucha kritisch mit dem musealen Ausstellungswesen, aber auch mit seinem lokalen Atelierboden im ehemaligen Firmensitz der „Düsseldorfer Eisenbahnbedarf AG“ auseinander, in dem er heute wohnt und arbeitet.

Die schwarze Riesenkatze der Katharina Fritsch thront wieder auf dem kleinen weißen Männchen im Bett. Die grandiosen Lichtinstallationen von Jeff Wall, die Großfotos von Thomas Ruff, die Fadenarbeiten von Rosemarie Trockel, alles ist wieder da, in frisch gestrichenen, hellen Räumen. Mit leichter Ironie erklärt die Aktionskünstlerin Marina Abramovic im Loop „Kunst muss schön sein, der Künstler muss schön sein“. Währenddessen kämmt sie wie Loreley ihr Haar. Thomas Schüttes „Großer Geist“ im Treppenhaus sowie seine malträtierten Frauen im Sonderkabinett setzen weitere Akzente.

Susanne Gaensheimer begrüßt zugleich demonstrativ die Jugend, die sie gewinnen will, und präsentiert ihr einen „Salon 21“ mit rotem Teppich, roten Stühlen und roter Bühne. Der Raum ist als Ort der Begegnung und des Sich-Wohlfühlens gedacht. Dort sollen auch Diskussionen, Performances und Filme zu hören und zu sehen sein.

Die gesamte erste Etage im Haus mitsamt dem Showroom für das Archiv von Dorothee und Konrad Fischer können von jedermann gratis besucht werden.

Info: K 21, Ständehausstraße 1, 40217 Düsseldorf. Ausstellung Lutz Bacher bis 6.1.2019, Vernissage heute 19 Uhr. kunstsammlung.de